Kommentar 29.10.10

Europa

Dieser Kontinent verabschiedet sich langsam aber sicher von der politischen Landkarte. Nach jahrhundertelanger Unterdrückung und Ausbeutung der Kolonialstaaten in Lateinamerika, Afrika und Asien und den beiden von Europäern angezettelten Weltkriegen zerfällt Europa immer mehr in Kleinstaaten und wird von den Konservativen mit ihrer engstirnigen Nationalstaaterei immer mehr in die Bedeutungslosigkeit getrieben. Wenn ein Kons sich als Europäer bezeichnet, ist dies schon ein enormer Fortschritt. Weltbürger will dieser aber nicht sein. Der unterdrückte Süden emanzipiert sich und befreit sich durch Rückbesinnung auf seine Traditionen aus den Klauen der erdumspannenden Konzerne europäischer Herkunft. Der Klimagipfel in Kopenhagen wurde ohne Europa beendet, die sich für Ökologie stark machten, aber an der Zersplitterung scheiterten. Die Vereinigten Staaten von Europa liegen in weiter Ferne, die Erdmacht USA hat schon vor langer Zeit ihre Einheit vollzogen. Die Europäische Union versumpft in ihrer Bürokratie und spricht grundsätzlich mit mehreren Stimmen. Von wegen mächtigste Frau der Welt und so. Da machen uns die Chinesen mit ihrer Wirtschaftsdiktatur was vor. Auf der Strecke bleibt die Demokratie, so wie sie in der Gegenwart noch existiert. Sie erweist sich zusehends als Hindernis bei guten Entscheidungen und die Dumpfbacken von der faschistischen Fraktion ziehen wieder in die Regierungen ein. Die Lösung liegt bei der Zivilgesellschaft, die in mehreren Prozessen Radikaldemokratie auf der ganzen Erde durchsetzen wird, innerhalb und außerhalb der Parlamente. Nur kommt das nicht von alleine und bedeutet eine Menge Arbeit.

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Jemen

In diesem arabischen Staat wird der Wassermangel zu einem immer schlimmer werdenden Problem. Die Hälfte des Wasserverbrauchs geht allein für die Bewässerung der Kat-Pflanze drauf. Ein Großteil der Bevölkerung kaut deren Blätter von morgens bis abends und wird durch diese Droge berauscht. Am Meer wird das Wasser bereits entsalzt, doch kann mensch dieses nicht in die Hauptstadt Sanaa transportieren, da diese 2300 Meter hoch liegt. In den Bergen sind die Mädchen in ihrer Ganzkörperverschleierung zu stundenlangen Klettereien gezwungen um Kanister mit 20 Litern Wasser in die Haushalte zu schleppen. So können die meisten nicht am Schulunterricht teilnehmen. Die Bevölkerung wächst ungezügelt, in einzelnen Dörfern gibt es bereits kein Wasser mehr und bewaffnete Auseinandersetzungen um das Naß haben bereits erste Todesopfer gefordert. Entwicklungshelfer verschreiben den Menschen rationierte Portionen unter Bewachung der Brunnen, die für alle verschlossen werden, wenn eine Grenze unterschritten wird. Der Anbau von Obst und Gemüse wird erschwert, da die reichen Bauern mit dem Anbau von Kat wesentlich mehr verdienen. Die Männer, die bis in die Regierung an der Macht sind, verhindern den Import dieser Kaudroge, was das Wasserproblem entschärfen würde. Sanaa droht in fünf Jahren die erste Hauptstadt ohne Wasservorkommen zu werden.

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Peru

4 von 5 in dem Andenstaat verkauften Büchern sind Raubkopien. Trotz Strafen von bis zu 8 Jahren Haft für deren Verkauf ändert sich daran nichts. Die Originalbücher werden eingelesen und in illegalen Druckereien mit billigem Papier nachgedruckt. So kostet eine Imitation ein Fünftel des Verkaufspreises eines Originals. Die arme Bevölkerung kann sich letztere nicht leisten und ist gezwungen beispielsweise die Schulbücher für ihre Kinder auf dem Schwarzmarkt zu besorgen. Darüber hinaus überschwemmen die peruanischen Raubdrucke ganz Südamerika. Eine erfolgreiche Schriftstellerin kann in diesem Land nicht alleine vom Schreiben leben. Sie muß ihren Lebensunterhalt durch Nebentätigkeiten wie zum Beispiel in der Werbung bestreiten.

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Spielzettel 22.10.10

Eröffnungsklingeln mit Monticello vom Monty Alexander (p) Trio

Embryo – Tausendfüßler

Billie Holiday (voc) – Sugar

Karl Denson (ts) – Blue-Eyed Peas

Oli Biella (g,b) – Ein Dollar am Tag

World Saxophone Quartet – Sittin‘ On The top Of The Bay; Try A Little Tenderness; Nemesis; Let’s Get It On; I Heard That

Alexandra Lehmler (ss) Quintett – Frieda

Weather Report – Elegant People

Kompaktscheibe der Woche: World Saxophone Quartet mit Rhythm ’n‘ Blues (1989): Oliver Lake (as), Julius Hemphill (as), David Murray (ts,bcl), Hamiett Bluiett (bs,cl)

Kommentar 22.10.10

Flüchtlinge

Ein Mensch, der gezwungen ist, sein Land fluchtartig zu verlassen, hat oft ein Trauma erlitten. Überlebt die Person die Flucht in einen Nachbarstaat oder ein demokratisches Land, ist sie zu ihrem Leid auch noch dem Rassismus und dem Haß der Einheimischen ausgesetzt. Aber trotz all dieser Unannehmlichkeiten ist der Unterschied zwischen Aufnahmeland und Heimat so groß, daß viele froh wären, sie könnten fliehen. Eine große Flüchtlingswelle gab es auch nach dem zweiten Weltkrieg, als Schlesier, Ostpreußen und Sudeten ihr Hab und Gut zurücklassen mußten und in der Bundesrepublik oder der DDR eine Existenz von Neuem aufbauen mußten. Auch hier gab es viele Tote und Leid. Im Westen angekommen, waren sie die Flüchtlinge, die von den alteingesessenen Bürgerinnen geschnitten wurden, ähnlich wie bei uns die sogenannten Gastarbeiterinnen diskriminiert werden. Das ist nun zwar auch schon Geschichte, wiederholt sich aber in den Ländern des Südens in großem Ausmaß in der Gegenwart. Wir sollten dies nicht vergessen und die Geschundenen, die bei uns lebend ankommen, mit Respekt und Verständnis behandeln. Sie benötigen unseren Schutz, ist es nicht letztlich die Folge unserer eigenen Politik, daß diese Menschen fliehen müssen. Niemand auf der Welt will seine Heimat verlassen, ist aber oft des nackten Überlebens wegen gezwungen, sie zu verlassen.

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