volxmusik am Samstag, 4. August 2012

Stuttgarter Gedächtnis
Elke Martin hat jüngst im Peter-Grohmann-Verlag ein Buch zu den Krankenmorden der Nazis 1940/41 in der Region Stuttgart herausgegeben. Heute ist die AnStifterin und Antifaschistin zu Gast bei amokfisch und bringt dazu ihre Lieblingsmusik mit. Mehr zum Thema über www.die-anstifter.de. Die Sendung geht von 19 bis 21 Uhr und es kann ein Mitschnitt bei mir angefordert werden. Ansonsten Antenne 99,2, Kabel 102,1 und Lebendstrom über www.freies-radio.de

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Kleine Lichter

2005 veröffentlichte der Vorzeige-Intellektuelle Doktor Roger Willemsen seinen ersten Roman. Er schlüpft hier in die Figur der Kunsthändlerin Valerie, die in Tokio wohnt und ihrem im Koma liegenden Geliebten Rashid, einem Restaurator in Wien, eine Liebeserklärung auf das Band spricht und ihm dies an seinem Krankenbett vorspielt. Dieser Monolog mäandert auf stolzen 200 Seiten um den Begriff der Liebe herum, wird auch ein paar Mal mehr als intim.

Der Frauenversteher Willemsen hat 2000 Gespräche mit wichtigen Menschen geführt, auch mit Madonna und Margaret Thatcher. Seine Sachbücher verkauften sich enorm gut. Die Fernsehsendungen und Gesprächsaufzeichnungen, die er produzierte, waren eine Legende.

Zitat Willemsen im Roman: „Aber vielleicht verliert ja, wer in seinem Leben zu viel geliebt wurde, am schnellsten die Fähigkeit, selbst zu lieben.“

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Die eiserne Lady

Die Regisseurin Phyllida Lloyd hat in diesem opulenten Streifen Margaret Thatcher ein Denkmal gesetzt. Meryl Streep ging in der Rolle der Thatcher ganz auf und bekam dafür einen Oscar. Bemerkenswert, daß Thatcher die erste (und leider stockkonservative) Frau an der Spitze einer europäischen Regierung war. Sie führte von 1979 bis 1990 die Geschicke der Briten. Sie zerschlug den Sozialstaat und den Bergbau und verursachte zahlreiche Aufstände der armen Bevölkerung. Trotzdem hielt sie sich so lange an der Spitze, immer umgeben allein von Männern.

Die Krämerstochter Margaret Roberts studiert in Oxford und mischt den Bubenklub im britischen Oberhaus auf. Der Unternehmer Thatcher heiratet sie nach ihrer ersten Kandidatur zum Parlament.

Mittlerweile ist die altersdemente Wittwe ein Schatten ihrer selbst. Im Film unterhält Margaret Thatcher sich immer wieder mit ihrem verstorbenen Mann, den sie noch bei sich wähnt.

 

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Round Midnight

Der nach einer berühmten Komposition von Thelonious Monk benannte Spielfilm des französischen Regisseurs Bertrand Tavernier ist ein Juwel. Der afroamerikanische Tenorsaxophonist Dexter Gordon spielte hier den besten Jazzmusiker auf dem Planeten namens Dale Turner, der alkoholkrank und verarmt in Paris strandet und vom Grafiker Francis Paudras aufgeppäpelt wird, gespielt von Francois Cluzet.

Die Geschichte des Films ist den Biographien des Klavierspielers Bud Powell und des Tenorsaxophonisten Lester Young nachempfunden. Beide waren Menschen mit Wahn, beide Afroamerikaner, beide hochbegabt, beide strandeten in Paris, nachdem der Rassismus in den Vereinigten Staaten ihnen an die Substanz ging.

Die Filmmusik wurde vom Klavierspieler und Komponisten Herbie Hancock zusammengestellt, dafür bekam er einen Oscar. Er spielt auch in dem Streifen mit, genauso wie zahllose andere bedeutende Jazzmusikerinnen.

Es ist dies mein Lieblingsfilm, den es nur auf einer holländischen Filmscheibe zu kaufen gibt und der nur ein oder zweimal im Fernsehen gezeigt wurde. Das besondere an dem Film ist auch die Neuheit, daß während der Dreharbeiten die Konzert- und Studiomusik mitgeschnitten und genau so auf zwei Silberlingen veröffentlicht wurde.

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Step Across The Border

Nicolas Humbert und Werner Penzel aus München haben 1988 und 1989 diesen wunderbaren, experimentellen Schwarzweißfilm über den britischen Ausnahmemusiker Fred Frith gedreht. Der Gitarrist, Geigenspieler und Improvisator wurde in Japan, Deutschland, der Schweiz und New York begleitet. Fred blickt ja auf eine lange musikalische Karriere zurück und auch nach vorne. Angefangen hatte das alles mit den sensationellen Gruppen Henry Cow, Sceleton Crew, die originellen Rock boten. Abgesehen von schönen Bildern hört und sieht mensch in diesem Film folgende Musikerinnen: John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Tom Cora, Bob Ostertag und Zeena Parkins, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.

Fred hat drei Jahre in Stuttgart gewohnt und ist mit einer Photographin aus Esslingen verheiratet. Er hat die Sendung ‚between the cracks‘ im Freien Radio für Stuttgart ins Leben gerufen und dort während dieser Zeit Musik aufgelegt. Schon seit Längerem ist er Professor für Komposition am Mills College in Oakland. Er war der erste Kollege aus der New Yorker Unterstadtszene, der einen Lehrauftrag erhalten hat.

Step Across The Border hat zahlreiche Preise eingesammelt und die weltweite Fred Frith-Gemeinde befruchtet. Diese Improvisation über knapp 90 Minuten in Mono gibt es zusammen mit einer halben Stunde Musikaufnahmen in Stereo als Filmscheibe beim Plattenverlag Winter und Winter zu kaufen. Im Fernsehen wurde der Dokumentarfilm nie gezeigt.

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