Wohin mit Stuttgart 21?
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Jazzfrühstück
Das Bahnprojekt Stuttgart 21 spaltet die Stadtbevölkerung in zwei Lager: die Gegner und die Befürworter. Zu den Gegnern gehören unter Führung des Malers und SÖS-Gemeinderats Gangolf Stocker folgende Parteien: Bündnis 90/Die Grünen, die Linkspartei und das Bündnis Stuttgart-Ökologisch-Sozial (SÖS). Dafür sind CDU, SPD, Freie Wähler und FDP. Die Gegnerschaft beider Lager hat manchmal die Anmutung zweier Sekten: einerseits scheint es selbstverständlich zu sein, kein einziges Argument für das Projekt zu teilen, andererseites versteht man nicht, wie man dieses Geschenk der Politik ablehnen kann. Dazwischen gibt es nichts. Da sind zum Einen die halbstündlichen Montagskundgebungen am Bahnhof, zum Anderen die Informationen im Bahnhofsturm mit Ausstellungen und Projektbüro.
Enstanden ist Stuttgart 21 im Jahre 1994 in den Köpfen vierer CDU-Politiker und des damaligen Bahnvorstandsvorsitzenden Heinz Dürr. Die vier waren Ministerpräsident Erwin Teufel, Oberbürgermeister Manfred Rommel, Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann und Landesverkehrsminister Hermann Schauffler. Nach langem Geplänkel wurde nun am 2. Februar 2010 der symbolische Baustart unter Protest vollzogen. Es drohen langjährige Bauarbeiten im Schloßgarten und im Endeffekt mehrere Milliarden Euro Kosten, die vom Steuerzahler aufgebracht werden müssen.
Gehakt hat das Ganze am schlechten Dialog zwischen beiden Fraktionen, der oft aneinander vorbeiging. So haben sich nun die Gegner ein 1995 von der Bahn verworfene Alternative namens Kopfbahnhof 21 als ihre Forderung auf die Fahnen geschrieben. Bleibt es bei der Planung der Befürworter, wird der Bahnhof tiefergelegt, acht Gleise durchgehend unter der Erde stehen dann im rechten Winkel zu den alten 16 Gleisen das Kopfbahnhofs. Dann wird die Strecke nach Ulm gebaut, wo die Fahrtzeiten verkürzt werden. Und neue Messe und Flughafen bekommen eine Anbindung an den Intercity. Alle Gleise an der Erdoberfläche werden abgebaut, es entsteht viel Freifläche, die mit Parks, Wohnungen und Geschäften bedacht werden soll. Da das ganze ein gigantisches Vorgehen ist, ist es nur zu verständlich, daß viele Bürgerinnen dieses Geld lieber für soziale, ökologische oder kulturelle Projekte ausgegeben sähen. Andererseits wird dadurch die Verbindung von Paris bis Budapest besser, die sogenannte Magistrale. Also viel heiße Luft von beiden Seiten, bei den Landtagswahlen im März 2011 kann ganz Baden-Württemberg darüber abstimmen, ob es für oder gegen dieses Riesenvorhaben ist. Verschiebungen im Stuttgarter Gemeinderat bei der Kommunalwahl im Juni 2009 hat es ja bereits gegeben. Und im Jahre 2012 wird der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dann wohl nochmals in Stuttgart gegen SPD und CDU antreten. Es bleibt spannend und es empfiehlt sich, die ganze Debatte nüchtern zu betrachten, denn profitieren werden die einen oder die anderen von der Stimmung in der Bevölkerung und ob das Endergebnis der Stimmen dann zugunsten einer der beiden Seiten ausfällt, muß nicht immer gut für das Ländle sein.
Etikett/en: Kommentar, Stuttgart
Kommentar 05.02.10
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Einwanderung
Was ist ein Mensch mit Migrationshintergrund? Die Bezeichnung Ausländer ist diskriminierend, da falsch. Viel mehr sind diese Menschen nichtdeutsche Inländer. Eine Bezeichnung, die der Theologe und Autor Guillermo Aparicio geprägt hat und von Politikern wie Cem Özdemir übernommen wurde. Dieser Ausdruck trifft zu: es ist ein Mensch, der irgendwann die deutsche Staatsgrenze überschritten hat. Und er lebt dann in unserem gemeinsamen Staat. Trotzdem bleibt er Bürger zweiter Klasse. Ihm werden die gleichen Rechte vorenthalten, die jeder Deutsche hat. Das ist zum Beispiel das Wahlrecht. Und das nur, weil er keinen deutschen Paß besitzt. Diesen zu bekommen ist nicht leicht. Man muß zum Beispiel dußlige Fragen beantworten bei diesem Einbürgerungstest. Bürger, die aus der europäischen Union stammen haben es leichter mit der Politik, wie solche die von außerhalb kommen, zum Beispiel die Türken. Und das ganze Ausländerrecht und die Behörden sind voller Schikanen. Eingewanderte Menschen sind unerwünscht, obwohl wir auf diese Menschen angewiesen sind. Der Begriff Zuwanderung wurde von der bayrischen Staatspartei erfunden. Hiermit ist dieser Gruppe klar gesagt: ihr seid nur geduldet. Denn ein Zugewanderter bleibt nicht, man kann ihn abschieben. Ein Eingewanderter jedoch will seine Heimat für den Rest seines Lebens im neuen Staat begründen. Es ist ein Menschenrecht für jeden Erdbürger, dort zu wohnen, wo er es wünscht. Natürlich kann man Einwanderung regeln. Man muß sich aber auch im Klaren sein, daß es nur deshalb weltweit Flüchtlinge gibt, da sie eine Folge falscher Politik sind, die auch von unserem Staat mit verantwortet wird. Daß deswegen zigtausende Menschen sterben, weil sie dieses Recht in Anspruch nehmen und bei der Flucht ihr Leben verlieren. Kein Mensch will seine Heimat, in die er geboren wird, verlassen. Nur zwingen die Umstände, die die Person nicht zu verantworten hat, oft zur Flucht, um den eigenen Hungertod zu vermeiden oder wenn Vergewaltigung, Verstümmelung, Folter und Ermordung durch die Handlanger ihrer Regierungen drohen. Behandeln wir doch unsere Mitmenschen mit anderer Hautfarbe mit Respekt, sie sind oft traumatisiert oder leiden unter ihrer Ausgrenzung. Sie sind eine Bereicherung für uns, auch wenn sie nicht aus einer Stadt, sondern vom Land kommen.
Etikett/en: Aufsatz, Flüchtlinge, Kommentar
Kommentar 29.01.10
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Rassismus
Das Denken, die Menschen nach Rassen einzuteilen und sie nach ihrer Hautfarbe zu beurteilen, ist wider die Natur. In der Tierwelt gibt es sowas nicht, Kleinkinder kennen dies auch nicht. Rassismus ist eine europäische Erfindung und wurde im Zuge des Kolonialismus und der Sklaverei erfolgreich auf dem ganzen Planeten verbreitet (ebenso durch die blutige Mission der Christen und Moslems). Es gibt keine Weißen und Schwarze, sondern nur Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, die einzig und allein über ihre Persönlichkeit und nicht über ihr Äußeres beurteilt werden sollen. Die Abstufung weißer Mann (Gott), weiße Frau, schwarzer Mann, schwarze Frau führt uns zurück in die Steinzeit und hindert uns daran, die Probleme der Erde zu lösen. Daß ein Mulatte mächtigster Mann der Welt ist, zeigt uns hier einen Ausweg, der von einer amerikanischen Präsidentin dunkelbrauner Hautfarbe gefolgt werden sollte. Der Begriff „Schwarzer Mann“ ist nicht unbedingt rassistisch, aber unglücklich. Wenn man schon in seinem Schubladendenken bleiben will, sollte man besser von Afrikanern oder Afroamerikanern sprechen. Ein „Weißer“ hat rosa Hautfarbe, ein „Schwarzer“ braune Hautfarbe. Also ist der Kontrast nicht so groß, den man mit diesen Extremen konstruiert. Das N-Wort der Sklavenhalter in den Vereingten Staaten oder in unserem Land eingedeutscht und das K-Wort der Buren in Südafrika, die die Apartheid erfanden und aus Holland stammten, ist zutiefst verletzend und muß aus dem Sprachschatz der Länder verbannt werden. Nur wer noch im vergangenen Jahrhundert lebt, benützt diese rassistischen Äußerungen. Sie passen nicht in unsere Gegenwart. Rassen und Völker sind eine erbärmliche Konstruktion, die alle 6 Milliarden Menschen vergewaltigen. Ein Inuit und ein Afrikaner können mehr gleiche Erbanlagen haben, als zwei Schwestern. Ein Afrikaner, der seine Kindheit in Guinea verbracht hat und dann 40 Jahre in Deutschland gelebt hat, ist ein Deutscher, auch wenn er für bildungsferne Menschen fremd aussieht! Fremd ist immer nur die Agression gegen das Fremde in uns selbst. Jeder Mensch muß ein Recht haben, dort auf unserer Erde zu leben, wo er will und seine Heimat ist dann eben an diesem Platz. Ohne Respekt vor dem Anderen kommen wir nicht weiter, mag dieser noch so komisch aussehen oder sich seltsam verhalten.