Klimakatastrophenstück
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Kürzlich uraufgeführt durch das Theaterhaus: ein Drama von einer Klimaaktivistin, die nun in Tübingen studiert, charmant dargeboten von der wunderbaren Esra Ugurlu. Sie steht allein auf der Bühne und spricht alles Mögliche zum Thema durch. Zugegebenermaßen etwas sehr Aktuelles, vielleicht das wichtigste Thema auf der politischen Agenda, geht es dabei einzig und allein um das Überleben der Menschen auf diesem Planeten. Überschrift: „Wer lange wartet, stirbt.“ Das Plakat dazu ist in Knallrot gehalten. Mensch sieht also, daß die grüne Partei kein Monopolthema hat, sondern auch die SPD hier einiges zu sagen weiß. Im Stück wird nicht dazu aufgerufen in die Politik zu gehen und sich einer Partei anzuschließen. Die sechs im Bundestag bieten für jeden Geschmack etwas Anderes. So wird in der kleinsten Halle nur so nebenbei erwogen, die Linken oder die Grünen zu wählen. Gudrun Schretzmeier glänzt wieder mit Bühnenbild und Kostüm, die Regiearbeit wurde von Katja Schmidt-Oehm und Brigitte Luik geleistet. Letztere wandert nun nach Spanien aus, wo es noch heißer ist als bei uns. Auffallend: hier sind alles nur Frauen, Greta Thunberg und Luise Neubauer kennt mensch. Welcher Mann dagegen prägt die leider zu Unrecht abgeschmierten Freitage für die Zukunft?
Etikett/en: Klima, Politik, Theater, Theaterhaus
Gedenken an Wayne Shorter (ts,ss)
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Der Festivalorganisator Maximilian Merkle hat zwei deutsche Jazzgruppen zum Gedenken an den im März verstorbenen größten Musiker (so Jürgen Walter) in die württembergische Landesbühne Esslingen geholt, am Samstag, dem 21. Oktober 2023.
Den Auftakt machte das Trio mit Weltformat des Freiburger Bassisten Dieter Ilg. Mit dabei Jazzprofessor Rainer Böhm am Klavier und der Franzose Patrice Héral am Schlagzeug. Die drei spielen schon ewig zusammen und haben sich diversen klassischen Komponisten verschrieben, natürlich improvisiert und uminterpretiert. So also dann in Esslingen das kompositorische Werk des Saxophonisten Shorter.
Seit 20 Jahren gibt es das Quartett der Klavierspielerin Julia Hülsmann. Auch diese vier Ausnahmemusikerinnen haben Shorter interpretiert. Mit dabei Uli Kempendorff an den Saxophonen, Ehemann Marc Muellbauer am Kontrabaß und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling. Dieses mit dem Deutschen Jazzpreis 2021 ausgezeichnete Quartett bot ausgezeichnete Farben, die mensch selten hört.
Insgesamt war der dritte Tag des Jazzfestival Esslingen überraschend und verblüffend und hätte gerne mehr musikalische Unterstützerinnen als Zuhörerinnen verdient.
Etikett/en: Esslingen, Festival, Jazz
Latin Jazz Festival
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Bereits zum sechsten Mal veranstaltete der aus Bolivien stammende Jazzgitarrist Antonio Cuadros De Béjar (die Kiste Stuttgart) dieses Festival. Mit tiefgehender Ansprache stellte er die sechs Gruppen vor, die von 7. bis 9. August 2023 im Theaterhaus auftraten. Das Ganze war streckenweise ein musikalisches Spektakel. Begonnen hatte das argentinische Tango Jazz Quartet, das nicht nur Piazzolla-Stücke im Gepäck hatte. Schöne Musik und schöne Einzeldarbietungen. Danach spielte das spanische Maria Toro Projekt auf mit Bezügen zu Lateinamerika. Toro sang und spielte die Querflöte, daß einem warm ums Herz wurde. Es ging hier jedenfalls ab wie Schnitzel. Ein Wiedersehen von Daniel Messina (Stuttgart) war mit großer Sorge verbunden. Der aus Argentinien stammende Schlagzeuger, der immer bei den Latin Affairs in Der Kiste mit Antonio dabei war, hatte kurz nach dem letzten Latin Jazz Festival einen Schlaganfall und muß mit dem Rollstuhl fahren. Er trommelte jedoch nun mit beiden Händen so fulminant, daß seine Lähmung von der Brust abwärts kaum offenbar wurde. Genau, das alte Daniel Messina Trio mit Thomas Rotter am Elektrobaß und Ull Möck am Klavier glänzte nur so drauf los. Das kleine Festival wurde dann von einem Quintett aus Baden-Württemberg um Messina und De Béjar abgeschlossen.
Etikett/en: Festival, Jazz, Lateinamerika, Stuttgart, Theaterhaus, Weltmusik
Rudolstadt 2023
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Die Barden haben gerufen, und die Massen strömten in das beschauliche Städtchen an der Saale in Thüringen. Heinrich Heine wurde dort geboren, die Gattin von Friedrich Schiller stammte von dort. In den letzten dreißig Jahren wurde das Festival Rudolstadt zum größten Weltmusik-Ereignis in Deutschland. Beim Auftakt stand mensch sich gegenseitig auf den Füßen im Heinepark (tolle Imbißbuden). Es spielte der letzte Überlebende des Buena Vista Social Club. Genau, denn Kuba war diesesmal der Länderschwerpunkt. Chan Chan durfte natürlich nicht fehlen.
Wir erlebten jeweils drei Auftritte pro Tag. Es finden nämlich immer mehrere Konzerte gleichzeit an verschiedenen Orten statt. Da heißt es gut planen und eine halbe Stunde vorher anstehen, damit mensch noch hereinkommt. Das gilt jedenfalls für das Stadttheater und die Stadtkirche.
Das Treffen, das früher als TFF (Tanz- und Folkfestival) jede Menge faszinierende Neuentdeckungen bot, hat sich mittlerweile zu einem Volksfest entwickelt. Selbst Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) gab sich die Ehre und hielt eine launische Rede zur Eröffnung.
Der Höhepunkt war wohl das ABAN Ensemble zum Abschluß. Vier junge Perserinnen, die in Deutschland gestrandet sind und schöne klassische Musik auf traditionellen Instrumenten mitbrachten. Nach vier intensiven Tagen ging das Festival damit zu Ende und wird nächstes Jahr wieder statt finden. Unterkünfte in der Umgegend zu finden ist nicht möglich, alles ist ausgebucht. Wir sind von unserem Hotel in Jena täglich eine Zugfahrt von einer halben Stunde nach Rudolstadt gefahren. Das hat funktioniert. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit vor Ort zu zelten oder in einer Turnhalle zu übernachten.
Etikett/en: Festival, Weltmusik
Ennio Morricone
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Er ist der wohl bekannteste Filmkomponist auf dem Planeten. Dem Italiener hat nun der Regisseur Guiseppe Tornatore (Cinema Paradiso, Ozeanpianist) ein zweieinhalbstündiges Dokumentarwerk gewidmet. Sein Vater war Trompeter, der Sohn mußte auch Trompete studieren und konnte sich anschließend mit einem Kompositionsstudium emanzipieren. Der Anfang seines Schaffens war recht zäh. Er komponierte Neue Musik und Schlager. Er und Regisseur Sergio Leone waren in der gleichen Schulklasse, kamen aber erst später zusammen und blieben jahrzehntelang dicke Freunde. Genau, nämlich mit den Spaghetti-Western kam dann auch der durchschlagende Erfolg.
Im Film kamen zu Wort: Bruce Springsteen, Pat Metheny, Hanz Zimmer, John Williams, Clint Eastwood und viele bedeutende Filmkünstler mehr. Bei seiner dritten Oscar-Nominierung schnappte Herbie Hancock für Round Midnight (Bertrand Tavernier) Morricone (Mission von Robert Joffe) die Statue weg. Dieses hat zu Unmut geführt: Hancock hatte einige fertige Aufnahmen verwendet und der Kompositionsoskar ist nur für durchgehend neu komponierte Musik gedacht. Aber der Maestro bekam dann doch noch den Ehrenoscar und mit seiner vierten Nominierung dann endlich die reguläre Trophäe.
Am Meisten im Film zu Wort kam der bescheidene und liebenswürdige Schöpfer Morriconoe, der hier und da eine Träne verdrücken mußte, was beim Publikum auch der Fall war. Nun ist er vor zwei Jahren verstorben und die Dokumentation endete mit vollen Stadien, vor denen er seine Musik dirigierte und die Masse mitsang.
Etikett/en: Film, Italien, Klassik, Komposition, Orchester, Western