Kommentar 27.08.10

Sicherungsverwahrung

Im gegenwärtigen Sommerloch ist dies ein dankbares Thema für die Massenmedien, mit denen sie Auflage und Einschaltquote erzielen können und im Gespräch bleiben, während die sogenannte Regierung im Urlaub weilt. „Wegsperren für immer!“ war seinerzeit die Reaktion von Bundeskanzler Schröder auf eine erneute Hetzkampagne des Drecksblattes mit den großen Buchstaben. Sexualmörder bringen pro Jahr in Deutschland 8 bis 10 Kinder um. Sie sind normale Menschen aus der Mitte der Gesellschaft und keine Monster. Allerdings sind ihre Taten unerklärlich. Für diese Handvoll Menschen kann man sicherlich Lösungen finden, um weitere Greueltaten zu verhindern. Für hoffnungslose Fälle bietet sich der lebenslängliche Aufenthalt in einer forensischen Psychiatrie an. So kann man durchaus die Kinder der aufgebrachten Bevölkerung schützen und diese wird nicht dazu genötigt, Straftäter nach deren Entlassung durch Mobbing vom eigenen Wohnort zu vertreiben. Daß bei der ganzen hitzigen Diskussion Kleinstraftäter wie bespielsweise Diebe nach Absitzen ihrer Strafe in Sicherungsverwahrung verbleiben, muß allerdings auch nicht sein. Die paar Dutzend Schwerverbrecher, die eigentlich im Brennpunkt stehen sollten, kann man allerdings sicher irgendwie vor einer Straftat an unseren Kinderen schützen, indem man auch ihre Menschenrechte achtet. Da ist das Rauschen im Blätterwald am Kiosk denkbar ungeeignet zur Problemlösung.

Etikett/en:

Kommentar 06.08.10

Liebe

Liebe ist auch nur ein Wort, sagt ein Schlager. Und ein großer Markt. Im real existierenden Kapitalismus funktioniert diese aber nur in der Familie. Darüber hinaus ist Konkurrenz angesagt. Der Wanderprediger aus Nazareth beispielsweise hat viele Menschen in unserer Gegenwart in die Überzeugung gesetzt, daß er mit seinem Selbstmord alle liebt. Seine Bräute lehnen jegliche körperliche Liebe ab, ebenso ihre männlichen Gegenstücke. Gemeint sind die Nonnen und Mönche. Wohin der Zölibat führt, sieht mensch erst recht in der gegenwärtigen Debatte. Aber sexueller Mißbrauch hat ja bekanntlich nichts mit Lust, sondern mit Machtausübung zu tun. Der vorletzte SPD-Bundespräsident Gustav Heinemann hatte auf die Frage, ob er sein Land liebe, geantwortet, daß er seine Frau liebe. Mensch kann seine Nächste lieben, wie sich selbst. Darüber hinaus geht nichts. Trotzdem sollte eine das Schicksal der Menschen auf der anderen Hälfte unseres Planeten nicht kalt lassen. Aber auch hier gilt: mensch kann nur sich selbst ändern, und das ist schon äußerst schwierig, aber einen Mitmenschen kann mensch nicht ändern. Hier hat die Erdenbürgerin ihre Grenzen.

Etikett/en:

Kommentar 30.07.10

Geld

Das Zahlungsmittel bestimmt unseren Alltag. Das Geld steht zwischen zwei Tauschgeschäften. Wer zuviel davon hat, wird unglücklich, da sie sich ständig darüber Gedanken machen muß, wie sie es zusammen halten kann. Eher paßt ein Tau durch ein Nadelöhr, als daß eine Reiche in den Himmel kommt. Die Person, die das Geld zusammenrafft, macht sich nämlich strafbar, da sie anderen etwas wegnimmt. Wieviel Geld paßt wohl in einen Sarg? Die Unternehmen, die allein mit Geld arbeiten, sind Banken und Versicherungen. Denen geht es prächtig, sie bauen tolle Paläste in die Zentren der Städte. Dafür tragen sie nichts zum Wohlergehen der Menschen bei, sondern saugen ihnen nur das Blut aus. Es ist ein größeres Verbrechen, eine Bank zu gründen, als eine Bank auszurauben, hatte seinerzeit Bertolt Brecht festgestellt. Das ist immer noch hochaktuell angesichts des Versagens der Weltbanken bei der Finanzkrise, die noch lange nicht zu Ende ist, da sie nicht bekämpft wird. Das einzige, was die Menschen antreibt, ist Sex und Macht. Durch viel Geld kann mensch beide Bedürfnisse befriedigen. Da fährt der impotente Papa schon mal mit dem Porsche vor. Vor der Erfindung des Geldes waren die Menschen auf alle Fälle glücklicher. Und die Filmindustrie hätte keinen Stoff mehr für ihre Kunstwerke, wenn unser heiliges Tauschmittel abgeschafft würde. Und die Mafia würde zusammenbrechen.

Etikett/en:

Kommentar 23.07.10

Bier

Ein unvermeidliches modisches Kleidungsstück in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist schon seit längerem die Bierflasche, die immer offen, hin und wieder an den Mund geführt wird. Die Flaschenlosen werden einfach wie Luft behandelt. Der Konsum des legalen Suchtmittels Bier verbindet Burschenschaften mit Punks: bei beiden Folkloretruppen ist dieses Getränk das Letzte, was mensch entbehren möchte. Daß sich Jugendliche endlich einmal in ihrem langweiligen Leben ohne Krieg und Totschlag beachtet fühlen, wenn sie nach dem Komasaufen im Krankenhaus aufwachen, ist wiederum eine neue modische Erscheinung. Vorglüherinnen belästigen Kundinnen vor den Supermärkten, wo sie den Stoff ihres enthemmten Kults ohne Probleme erstehen, auch wenn sie noch nicht volljährig sind. Und daß nicht über den Totschlag durch einen Bierkonsumten berichtet wird, ist selbstverständlich, da ein Revolverblatt ja nicht die Anzeigenkunden der Bierindustrie vergraulen will.

Etikett/en:

Kommentar 16.07.10

Entwicklungspolitik

Von jedem Euro, den wir in die Entwicklungshilfe geben, gelangen zwei Euro zu uns zurück. So kommt es, daß namhafte Leute aus dem Süden unseres Planeten ihre Stimme ergreifen und sich dafür aussprechen, dieses Geschehen sofort zu beenden. Unsereins ist noch in dem Denken verhaftet, daß es eine Katastrophe wäre, diese Hilfe einzustellen. Vereinzelt mag dieses Geld gut investiert sein, überwiegend versickert es jedoch in der Korruption derer, die stellvertretend für ihre ehemaligen Kolonialmächte ihre Länder ausbeuten. Die zwei wichtigsten Wirtschaftszweige beispielsweise in Afghanistan sind der Mohnanbau zur Heroingewinnung und die Entwicklungshilfe. Viele Milliarden landen hier in den Taschen der organisierten Kriminalität, die die Länder auch noch offiziell verwaltet. Was Not tut, ist ein Umdenken. Das heißt keine Putsche mehr durch unsere Geheimdienste in den Ländern des Südens. Öffnung unserer Märkte für Produkte aus Lateinamerika, Afrika und Asien. Keine Abschottung der Staatsgrenzen, Abbau von Rüstung. Hilfe nur noch für Projekte vor Ort und nicht für Gigantomanie. Vielleicht ist an der Zeit, endlich die armen Länder in Ruhe zu lassen. Es gibt dort genügend Kräfte in der solidarischen Ökonomie, die den Karren von selber aus dem Dreck ziehen werden.

Etikett/en: ,