volxmusik 7.1.12

An diesem Samstag war Peter Haufka zu Gast im Freien Radio, der über die aktuelle Situation in Kairo berichtete. Er hat dort eine Wohnung und verbringt 3 Monate im Jahr in der größten Stadt Afrikas. Die andere Zeit arbeitet er in Stuttgart. Peter beleuchtete auf originelle Weise die Eigenheiten der ägyptischen Gesellschaft. Während der Revolution war er selbst Augen- und Ohrenzeuge. Ob der Umsturz der ägyptischen Bevölkerung mit der Macht in der Hand des Militärs (jährliche Unterstützung für die dortigen Soldaten durch die amerikanische Regierung: 1,3 Milliarden Dollar!) den Alltag der Einwohner verbessert hat, bleibt abzuwarten. Jedenfalls gibt es bürgerkriegsähnliche Zustände mit einigen Toten. Der komplette Sendungsmitschnitt kann wie immer bei mir angefordert werden.

Etikett/en: ,

Ägypten

Seit 2 Jahren gibt es einen recht erfolgreichen gemäßigten islamischen Musikfernsehsender. Bei 4SHBAB werden keine Frauen gezeigt, Musiksendungen sollen die Jugendlichen auf den rechten Weg bringen. Frauen, die in Rockgruppen singen oder Jazz, den die Oberschicht konsumiert, finden keinen Eingang in den Sender. Selbst eine junge, ehemalige Psychiaterin, die gegen die verkrusteten patriarchalischen Strukturen ansingt, kommt dort nicht hinein. Nein, zwei Brüder aus Alexandria, ein erfolgreiches Pop-Duo, kritisieren im Sender auch Mißstände in der Gesellschaft, wie zum Beispiel die viel zu hohen Brautpreise bei Hochzeiten, die sich keiner leisten kann. Ein Viertel der ägyptischen Bevölkerung muß mit zwei Euro am Tag auskommen.

Etikett/en:

Kairo

Nächstes Jahr sind Präsidentschaftswahlen in Ägypten und die Intellektuellen hoffen, daß die 30jährige Diktatur des mittlerweile 81jährigen Hosni Mubarak beendet wird. Als Hoffnungsträger und Gegenkandidat geht Mohammed El Baradei ins Rennen, er hatte damals als Leiter der internationalen Atomenergiebehörde IAEO im Jahre 2005 den Friedensnobelpreis bekommen. Die Lebensbedingungen in Ägypten sind sehr hart. 40 Prozent der Einwohnerinnen müssen mit einem Euro täglich auskommen. Es gibt kein Versammlungsrecht, die oppositionelle Presse ist sehr schwach und Repressionen ausgesetzt. Homosexuelle werden von aus Saudi-Arabien gesteuerten Imamen auf die gleiche Stufe wie Serienmörder gestellt. Sie müssen sich heimlich treffen und ihre sexuelle Veranlagung verschweigen. Frauen, die ohne Verschleierung auf die Straße gehen, müssen damit rechnen, deswegen verprügelt zu werden. Ein großes Problem in diesem Land ist auch die Korruption. Die 20 Millionen Einwohnerinnen machen Kairo zu der Stadt in Afrika, die die größte Umweltverschmutzung aufzuweisen hat. Nicht in Vergessenheit geraten ist auch der Vorgänger von Mubarak, Anwar el Saddat, der Frieden mit Israel geschlossen hatte und wegen seiner Visionen 1981 von Islamisten ermordet wurde.

Etikett/en: