Irakische Odyssee

Der Filmemacher Samir, Nachfahre des letzten Propheten Mohammed, der Vater stammt aus dem Irak, die Mutter ist Schweizerin, flog um den ganzen Planeten, um enge Verwandte aufzusuchen. Er läßt sie erzählen über sich selbst und Politik. Die komplette Großfamilie von Samir mußte, jede auf ihre Art, fliehen vor den Machenschaften der Großmächte im Irak.

Iraqi Odyssee verquickt die Lebensgeschichten seiner Verwandten (allesamt Akademikerinnen) mit der Politik im Irak nach der Unabhängigkeit. Dieser Dokumentarfilm gibt über die Dauer von zweieinhalb Stunden genau recherchiert und nacherzählt, mit viel Liebe gedreht und geschnitten ein willkürliches Porträt des Staates Irak.

Einige aus der Familie engagierten sich in der kommunistischen Partei. Ein Onkel von Samir bringt es auf den Punkt: Parteimitglieder sind Schafe, die einem Bock nachlaufen. Zum Glück ertönt dezent arabische Musik, eine Oud, die Sängerinnen Fairuz und Om Kalthoum kommen zu Gehör. Bitter für die vielen Verwandten von Samir, daß sie nie wieder in ihre Heimat zurück können, sondern im Exil überall fern des Irak sterben müssen.

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Irak

Die Hauptstadt Bagdad ist in eine rote und eine grüne Zone geteilt. Die rote beinhaltet 90 Prozent des Stadtgebiets. Dort leben die Einheimischen nach Konfessionen getrennt (Schiitinnen, Sunnitinnen, Christinnen, Kurdinnen). Vor der Zeit des Kolonialismus lebten alle Glaubensrichtungen friedlich zusammen. Die öffentlichen Gebäude dort sind durch kilometerlange Betonmauern vor Anschlägen geschützt. In der Grünen Zone sitzen die Politikerinnen, Diplomatinnen und Ausländerinnen, vor jeglichem Kontakt mit den Stadtbewohnerinnen hermetisch abgeriegelt. Wer in diese Zone will, muß mehrere Kontrollpunkte und Leibesuntersuchung über sich ergehen lassen. Es wird hierbei nach Sprengstoff gesucht. Eine reiche Intellektuelle ist vor den Zuständen vor drei Jahren nach Amman in Jordanien geflohen. Die Aufständischen haben ihr damals in Bagdad das gesamte Vermögen abgenommen. Sie sehnt sich in ihre Heimatstadt zurück und vermißt auch die Zeit unter dem Diktator Saddam Hussein. Damals hatten die Bagdaderinnen mehr Freiheiten als jetzt im Kriegszustand. In zwei Wochen wurden hier 190 Menschen getötet. Nach den Anschlägen werden schnell die verursachten Spuren beseitigt. Der Alltag im Irak ist sehr schwer zu meistern. Unter der Besatzung leidet auch die Kultur, die von den Herrschenden der Gegenwart übergangen wird.

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Irak

Offiziell gibt es in diesem islamischen Staat nur 50 AIDS-Kranke. Im Nachbarland Iran zählt mensch dagegen 20.000 mit dem HI-Virus Infizierte. Wegen der Scharia, dem islamischen Recht, gibt es also im seit 2003 von den Amerikanerinnen besetzten Irak keine Übertragung der Krankheit. Die Prostitution, Homosexualität und so weiter wird hier verleugnet. Anscheinend sind die 50 Personen auf verseuchte französische Blutkonserven zurückzuführen, die Bluterinnen im Land verabreicht wurden. Das streng schiitische AIDS-Institut in Bagdad und der Direktor des nationalen roten Halbmonds sind nicht in der Lage diese offizielle Zahl zu hinterfragen. Denn hier darf es keine Infizierung durch außerehelichen Geschlechtsverkehr geben.

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London

Aus dem Büro einer unabhängigen Einrichtung, die sich dem nachforschenden Journalismus verschrieben hat, arbeitet die Organisation Wikileaks wie auch an anderen Orten des Planeten im Untergrund. Unter ihrem Gründer Julian Assange bringt mensch mittlerweile äußerst erfolgreich geheime Unterlagen zu den Kriegen im Irak und Afghanistan in die Weltpresse. So zeigen Aufnahmen, wie zwei Journalisten und die sie umgebenden Einwohnerinnen im Irak mitsamt Kindern abgeknallt wurden, da ein Kampfhubschrauber eine Fotokamera mit einer Panzerfaust verwechselt hatte. Die Folge waren über 15 tote Zivilisten. Diese Bilder gingen um die Welt, Soldaten, die bei diesem Einsatz beteiligt waren, haben mittlerweile den Kriegsdienst verweigert. Einem ihrer Kollegen, der des Hochverrats bezichtigt wird, da er dieses Filmmaterial weitergegeben hat, drohen 52 Jahre Haft. Das ist nur ein Beispiel, wie die Perversität der Kriege von Geheimdiensten und Militär in der Öffentlichkeit verschleiert wird. Weitere Enthüllungen belegen, daß Pakistan entgegen der offiziellen Verlautbarungen ein Hauptfeind der Großmacht Vereinigte Staaten von Amerika ist. Dessen Geheimdienst unterstützt die Schwerverbrecher in Afghanistan nach Kräften. Um weitere Veröffentlichungen von Unmengen von Geheimdienstunterlagen zu verhindern, hat mensch 120 Mann auf Wikileaks angesetzt. Assange wird in Schweden der Vergewaltigung bezichtigt. Er bewegt sich mittlerweile im Untergrund, um dem Druck der Mächtigen der Erde standzuhalten, dem er immer mehr ausgesetzt ist. Sein Pressesprecher wurde von ihm aus der Organisation geschmissen. Es stellt sich also auch die Frage nach der Transparenz von Wikileaks. Würde diese Organisation jedoch zerschlagen, würden überall auf dem Planeten weitere solcher Geschichten entstehen. Der Siegeszug der Enthüllung von Geheimnissen ist nicht aufzuhalten. Eine der Errungenschaften des Zwischennetzes.

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Irak

Unter der Diktatur Saddam Husseins gab es zwei staatliche Fernsehsender. Nun senden landesweit im Irak 42 Fernsehsender und es gibt 180 Zeitungen und Zeitschriften. Seit dem Einmarsch der Besatzungsmächte 2003 und der darauf folgenden amerikanischen Pressezensur kamen 300 Journalisten im Land ums Leben. Die irakische Journalistengewerkschaft hat 11.000 Mitglieder und weitere 5000 wollen beitreten. Die Journalisten warten darauf, endlich offiziell anerkannt zu werden. Sie kämpfen entgegen des brutalen Alltags mit Attentaten und Entführungen dafür, frei berichten zu können. Und dafür, daß die Behörden und Machthaber sich daran gewöhnen, sich mit der vierten Gewalt auseinander zu setzen. Ein Zehntel der Abgeordneten sind noch Sympathisanten der ehemaligen Baath-Partei, der Einheitspartei unter Saddam. Einer davon mußte sein Amt aufgeben, nachdem er sich in einer Fernsehsendung für diese Partei aussprach.

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