Vusi Mahlasela

Dieser Mann hat eine Botschaft. Einfach gigantisch, was der Liedermacher aus Südafrika, nur mit einer Gitarre bewaffnet, bewirkt. Sein zweites Konzert im Theaterhaus fand anläßlich des einjährigen Geburtstags der Wochenzeitung kontext statt. Es ist dies ein Projekt von ehemaligen Journalistinnen der Stuttgarter Tageszeitungen (gehören allesamt einem Konzern). Mittwochs erscheint sie im Netz, samstags wird sie der taz (tageszeitung) beigelegt. Und mensch kann sie als Unterstützerin abonnieren (mittlerweile über 1000).

Mahlasela ist eine große Stimme Südafrikas, wenn nicht ganz Afrikas. Seine Ansagen in Englisch bringen die Sachen auf den Punkt. Wer nicht vergibt, bleibt sein Leben lang ein Gefangener. Er beruft sich auf die Tradition von Doktor Nelson Mandela, Erzbischof Desmond Tutu und Mahatma Gandhi. Zwischendurch improvisiert er immer wieder mit der Stimme. Stimmgewaltig und virtuos sind seine Darbietungen. Die 200 Zuhörerinnen waren nach dem Konzert außer sich, er mußte noch zwei Zugaben spielen. Kompaktscheiben hatte er leider keine dabei, aber über kontext kann mensch welche Bestellen (www.kontextwochenzeitung.de).

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Südafrika

In dem Land der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es eine braunhäutige Fernsehregisseurin, die Fußballübertragungen leitet und 80 Menschen unter sich hat. Sie ist wohl weltweit die einzige Frau in dieser Position in einem von Männern dominierten Arbeitsbereich. Nach dem Ende der Apartheid hat sie schnell im staatlichen südafrikanischen Fernsehen Karriere gemacht. Nun arbeitet sie für einen Sportsender und hat wohl schon bei über 100 Fußballspielen Regie geführt. Leider ist sie beim heute beginnenden Fußballspektakel nur Zuschauerin: die Übertragungsrechte hat sich eine schweizerische Firma angeeignet, aus dem Land des Weltfußballverbands-Generalsekretärs Joseph Blatter. Die 40jährige stammt aus dem Armutsgebiet Bophutatswana. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern und lebt in Johannesburg in einem Reichenviertel. Sie verdient das siebenfache eines Durchschnittsgehalts. Obwohl sie sich als Jugendliche nichts aus Fußball machte und lieber Ärztin werden wollte, ist sie durch ihre Intelligenz und Fleiß in diese Position gekommen. Ihre 15jährige Tochter geht an eine Privatschule, die sie ein Zehntel ihres Lohns kostet. Diese will Rechtsanwältin für Medien und Wirtschaft werden.

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Invictus

Morgan Freeman als Nelson Mandela und Mitproduzent. Clint Eastwood als Regisseur und Mitproduzent. Und Matt Damon als Hauptdarsteller. Diese drei Vorzeigemenschen kamen bei diesem Filmprojekt zusammen. In dem Werk geht es um den Sieg der südafrikanischen Springböcke beim Weltpokal 1995 im eigenen Land. Es war die Rugby-Weltmeisterschaft, bei der die Südafrikaner als krasser Außenseiter Dank der Unterstützung ihres Präsidenten Mandela zum unglaublichen Erfolg kamen. 1990 wurde Mandela nach 27 Jahren schwerer Haft entlassen und nach dem offiziellen Ende der rassistischen Apartheid zum ersten frei gewählten Präsidenten gekürt. Die braunhäutige Bevölkerung durfte zum ersten Mal wählen, all dies eine Folge der Turbulenzen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Und Mandela war ein Glücksfall für die Regenbogennation. Er verhinderte einen Bürgerkrieg, auch mit seinem symbolischen Einsatz für die rosahäutige Truppe der nationalen Rugby-Mannschaft. Unterdrückung war europäisch und Rugby, die Unterdrückten afrikanisch und dem Fußball verfallen. Nun schließt sich der Kreis: die Fußball-Weltmeisterschaft naht und zum ersten Mal findet diese Veranstaltung auf afrikanischen Boden statt, was natürlich eine Genugtuung für den fußballbegeisterten Kontinent ist. Wer weiß, vielleicht holt ja Südafrika den Pokal, Mandela ist aber schon lange im Ruhestand…

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Südafrika

Der oberste Geheimdienstmann der Apartheid-Regierung, Willem de Kock, soll nach 14 Jahren im Knast vom neuen südafrikanischen Staatspräsidenten, Jacob Zuma, begnadigt werden. De Kock, ein Triebtäter, ist für Folter und Mord an hunderten Menschen verantwortlich und hat eine mehrmals lebenslange Haftstrafe erhalten. Es wurden durch die Wahrheits- und Versöhnungskommission erst 20.000 Opfer der Apartheid finanziell entschädigt, wesentlich weniger als die Gesamtmenge der Leidenden. Deshalb wird es notwendig, eine neue Kommission einzurichten, um den bislang übergangenen Opfern Wiedergutmachung Teil werden zu lassen. Es wird auch über einen Prozeß, wie das Nürnberger Tribunal nach dem Zweiten Weltkrieg über die Nazis, nachgedacht.

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Hugh Masekela Marktplatz Stuttgart

Am 5. Juli 2009 abends gab der südafrikanische braunhäutige Trompeter Hugh Masekela zum Abschluß des äußerst gelungenen Sommerfestival der Kulturen in Stuttgart ein begeisterndes Konzert. Eingeladen war er von ‚Brot für die Welt‘, die damit ihr 50jähriges Bestehen begingen und bald von Stuttgart nach Berlin umziehen. Masekela war mit seiner Landsfrau und Sängerin Miriam Makeba verheiratet und hatte eine Zeit lang mit dem Saxophonisten Manu Dibango, der Vaterfigur des Afro-Jazz aus Kamerun, in New York zusammen gewohnt. Mit ‚Don’t go lose it Baby‘ und ‚Grazing in the Grass‘ hatte der humorvolle Musiker Welterfolge. Nun wurde er leider von seiner Plattenfirma so geschröpft, daß der mittlerweile ältere Herr praktisch mittellos ist. Das umjubelte kostenlose Konzert hat ganz schön reingehauen. Einmalig die verzierten Trompetenschnörkel, schnell und auf den Punkt gespielt. Dann glänzte Masekela auch mit seinem Gesang und der Vielfalt der Musikstile. So ist er auch vom ghanaischen High-Life erkennbar beeinflußt. Hoffentlich kommt er bald wieder in die Region. Hier würde sich auch der dann notwendige Eintrittspreis mehr als bei vielen anderen Musikern lohnen.

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