Bagdad
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Jazzfrühstück
In der irakischen Hauptstadt gibt es zur Zeit lediglich ein bespielbares Theater. Eine Schauspielgruppe hat dort ein Stück nach Heiner Müller aufgeführt. Bei den Proben gab es wegen des Regens eine Überschwemmung im Zuschauerraum. 100 Besucher kamen trotz der alltäglichen Schikanen im Straßenverkehr zur Uraufführung. Einer der Schauspieler verdient seinen Lebensunterhalt als Polizist mit 100 Euro Verdienst monatlich. Er ist an einem der 1500 Kontrollpunkte in Bagdad stationiert und hat als Pazifist einen Haß auf diese Tätigkeit mit schußsicherer Weste und Maschinengewehr. Man muß allerdings feststellen, daß diese Kontrollen mehr Sicherheit in den Alltag der Bevölkerung gebracht haben. Die einzigste Spielstätte, die nicht zerbombt wurde, ist das Nationaltheater, das zur Zeit nicht bespielt wird. Es wird gerade renoviert, da es bei den Plünderungen sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Saal faßt 100 Besucher. Das Einzigste, was hier funktioniert, ist die Folklore-Tanz-Truppe, die trotz häufiger Stromabschaltungen fleisig probt, um nationale Tänze einzustudieren. Die Tänzerinnen machen dies im Geheimen, ihre Umgebung darf nichts von dieser Tätigkeit wissen, da sie sonst ausgegrenzt würden.
Etikett/en: Irak
Spielzettel 02.04.10
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Eröffnungsklingeln mit Monticello vom Monty Alexander (p) Trio
David Brubeck (p) und Paul Desmond (as) – Balcony Rock
Geri Allen (p) – Drummer’s Song
Peter Herbolzheimers Rhythm Combination and Brass – Mr. Clean
Herb Ellis (g) und Jimmy Giuffre (ts) – A Country Boy
Eric Dolphy (fl) – April Fool
Abdullah Ibrahim (p) Trio – Someday Soon Sweet Samba
Erskine Hawkins (tp) Big Band – Drifting Along
Dave Douglas (tp) – A Single Sky; The Frisell Dream; Rock Of Billy; A Strange Liberation
Stuttgart Jazz Orchestra – Feuerwerxmusik
Art Farmer (tp) und Benny Golson (ts) – It Ain’t Necessarily So
Ned Rothenberg (as) Double Band – Waltz Fracture
Kompaktscheibe der Woche: Dave Douglas – Strange Liberation (2003) mit Dave Douglas (tp), Bill Frisell (g), Chris Potter (ts, bcl), Uri Caine (key), James Genus (b) und Clarence Penn (dr,perc)
Kommentar 02.04.10
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Armut
‚Eure Armut kotzt mich an‘ pflegte ein Funktionär der Partei zu sagen, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Besserverdienenden auf die Fahnen geschrieben hat. Oder der Vorstandsvorsitzende des größten Lebensmittelkonzerns auf unserem Planeten, Maucher von Nestlé: ‚Arbeitslose sind Wohlstandsmüll!‘. Der Spruch ‚Leistung muß sich wieder lohnen!‘ von der besagten Partei meint die Tatsache, daß die Unterschicht sich schön brav krank arbeiten und unter sich bleiben soll. Den hermetisch abgeriegelten Geldadel stört es nämlich, wenn von unten jemand anklopft. Wie ein Musiker vor Jahren in Rudolstadt feststellte: ‚Alle Regierungen der Welt sind nur dazu da, die Reichen vor den Armen zu schützen!‘ und damit den Kern getroffen hat. Die Armen sind gut genug, als Kanonenfutter für die Bürgerkriege einer Handvoll Schwerverbrecher herzuhalten, die im Luxus ersaufen und die im Schlimmsten aller Fälle im Exil an der Cote d’Azur an einem Herzinfarkt wegen Verfettung sterben.
Etikett/en: Kommentar
Jerusalem
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Ein Fünftel der Einwohner dieser israelischen Stadt ist dem ultraorthodoxen Lager zuzuordnen. Dieses prägt immer mehr das Stadtbild und drückt dem Alltag seinen Stempel auf. Das geht dann soweit, daß es Geschlechtertrennung in den öffentlichen Bussen gibt. Am Sabbat ziehen die Strenggläubigen durch die Altstadt und verjagen Händler, die an diesem jüdischen Feiertag ihre Geschäfte machen wollen. Überall sind Tafeln und Plakate geklebt, in denen auf eine koschere Lebenshaltung gedrängt wird. Zum Beispiel schreiben sie den Frauen ihre Kleidung vor. Diese ganze Folklore, die mit einer Verbissenheit sondergleichen betrieben wird, spaltet die Gesellschaft. Links sind die Laizistinnen, also diejenigen, die für die strikte Trennung von Glaube und Staat eintreten, rechts ihre Gegnerinnen, die aberwitzige Vorschriften entwickelt haben, von denen selbst in der Thora (den fünf Büchern Mose in der christlichen Bibel) nichts steht. Jerusalem ist eine arme Stadt, da die Orthodoxen nicht arbeiten und keine Steuern zahlen. Außerdem sind sie von der Wehrpflicht befreit, die für alle jungen Männer und Frauen in Israel gilt.
Etikett/en: Israel
Elfenbeinküste
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Wie in ganz Afrika ist auch in diesem Staat AIDS ein großes Problem und die häufigste Todesursache. In einer Stadt im Zentrum des Landes gibt es seit 10 Jahren ein Gesundheitszentrum, gegründet und geleitet von einer Sozialarbeiterin. Hier werden die Patienten ganzheitlich betreut. Sie bekommen die nötigen Medikamente, HIV-Tests, Gruppentherapie, Einzelberatung. Viele Kinder haben den Virus und sind verwaist, da beide Elternteile an AIDS verstorben sind. In der patriarchalisch geprägten Gesellschaft wird die Verantwortung für die Infektion mit dem HIVirus den Frauen in die Schuhe geschoben. Erkrankte werden von ihrer Umgebung gehänselt, so daß sie ihre Ansteckung verheimlichen müssen. Viele tragen den Virus schon seit Jahren, ohne sich testen zu lassen. Ist die Krankheit festgestellt, ist der richtige Umgang damit gefragt. Das heißt: wie sage ich es der Partnerin, den Kindern, den Verwandten? Seit zwei Jahren nun schon ist die Medikamentenausgabe zur Stabilsierung der Kranken kostenlos, aber die Krankheit selbst ist ja bekanntlich noch immer nicht heilbar.
Etikett/en: Elfenbeinküste