Joachim Król
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Wunderbar in Szene gesetzt vom Gschwender Regisseur Martin Mühleis: ein Abend im Theaterhaus mit der Stimme vom Schauspieler Joachim Król und der musikalischen Untermalung eines Stuttgarter Jazztrios (Gee Hye Lee am Klavier, Ekkehard Rössle am Sopransaxophon und der Baßklarinette und Christoph Dangelmaier am Elektrobaß).
Der rote Faden war der Roman „Seide“ von Alessandro Baricco, der im 19. Jahrhundert spielt. Ein französischer Seidenraupenzüchter unternimmt mehrmals eine lange Reise übers Land nach Japan um eine geheimnisvolle Schönheit zu begehren, die dort weilt. Seine Frau jedoch zu Hause läßt ihm einen leidenschaftlichen Liebesbrief auf japanischem Reispapier und in Tusche von einer Japanerin schreiben, um ihren Mann zu umgarnen. Trotz all der beschwerlichen Reisen unter einigen Gefahren zeigt sich hier die Treue und wahre Liebe einer Frau, die dann lange vor dem Tod ihres Mannes verstirbt. Die Geschichte ist eine wunderschöne Parabel auf die Liebe, die Sehnsucht und das Glück. Król las mit ausladenenden Handbewegungen und sicherer Stimme aus den Texten, die Mühleis zusammengestellt hatte. Zusammen mit der Musik war der Abend sehr ergreifend.
Round Midnight
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Der nach einer berühmten Komposition von Thelonious Monk benannte Spielfilm des französischen Regisseurs Bertrand Tavernier ist ein Juwel. Der afroamerikanische Tenorsaxophonist Dexter Gordon spielte hier den besten Jazzmusiker auf dem Planeten namens Dale Turner, der alkoholkrank und verarmt in Paris strandet und vom Grafiker Francis Paudras aufgeppäpelt wird, gespielt von Francois Cluzet.
Die Geschichte des Films ist den Biographien des Klavierspielers Bud Powell und des Tenorsaxophonisten Lester Young nachempfunden. Beide waren Menschen mit Wahn, beide Afroamerikaner, beide hochbegabt, beide strandeten in Paris, nachdem der Rassismus in den Vereinigten Staaten ihnen an die Substanz ging.
Die Filmmusik wurde vom Klavierspieler und Komponisten Herbie Hancock zusammengestellt, dafür bekam er einen Oscar. Er spielt auch in dem Streifen mit, genauso wie zahllose andere bedeutende Jazzmusikerinnen.
Es ist dies mein Lieblingsfilm, den es nur auf einer holländischen Filmscheibe zu kaufen gibt und der nur ein oder zweimal im Fernsehen gezeigt wurde. Das besondere an dem Film ist auch die Neuheit, daß während der Dreharbeiten die Konzert- und Studiomusik mitgeschnitten und genau so auf zwei Silberlingen veröffentlicht wurde.
Etikett/en: Film, Jazz, Paris, Wahn
Step Across The Border
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Nicolas Humbert und Werner Penzel aus München haben 1988 und 1989 diesen wunderbaren, experimentellen Schwarzweißfilm über den britischen Ausnahmemusiker Fred Frith gedreht. Der Gitarrist, Geigenspieler und Improvisator wurde in Japan, Deutschland, der Schweiz und New York begleitet. Fred blickt ja auf eine lange musikalische Karriere zurück und auch nach vorne. Angefangen hatte das alles mit den sensationellen Gruppen Henry Cow, Sceleton Crew, die originellen Rock boten. Abgesehen von schönen Bildern hört und sieht mensch in diesem Film folgende Musikerinnen: John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Tom Cora, Bob Ostertag und Zeena Parkins, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.
Fred hat drei Jahre in Stuttgart gewohnt und ist mit einer Photographin aus Esslingen verheiratet. Er hat die Sendung ‚between the cracks‘ im Freien Radio für Stuttgart ins Leben gerufen und dort während dieser Zeit Musik aufgelegt. Schon seit Längerem ist er Professor für Komposition am Mills College in Oakland. Er war der erste Kollege aus der New Yorker Unterstadtszene, der einen Lehrauftrag erhalten hat.
Step Across The Border hat zahlreiche Preise eingesammelt und die weltweite Fred Frith-Gemeinde befruchtet. Diese Improvisation über knapp 90 Minuten in Mono gibt es zusammen mit einer halben Stunde Musikaufnahmen in Stereo als Filmscheibe beim Plattenverlag Winter und Winter zu kaufen. Im Fernsehen wurde der Dokumentarfilm nie gezeigt.
Etikett/en: Film, FRS, Improvisation, Jazz, Weltmusik
Band Of Gypsies
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Zum gloriosen Ausklang der 26. Internationalen Theaterhaus Jazztage 2012 geriet die Monstergruppe aus über 22 aktiven Romamusikern am Ostermontag in der großen Halle. Es war dies ein Zusammenschluß von Taraf de Haidouks, Roma-Christen aus Rumänien, überwiegend Akkordeon und Geigen und dem Kocani Orkestar aus Mazedonien, Roma-Muslime, überwiegend Bläser. Das Ganze war eine bombastische Monsterkapelle, die abging wie Schnitzel. Ganze 80 Minuten boten die allesamt männlichen Musiker unheimlich schnelle und virtuose Kompositionen, die perfekt zusammen paßten. Ein wunderbarer Glücksmoment für die über 500 Zuhörerinnen, bei dem kein Fuß ruhig blieb. Allerdings hatte das Konzert eine Stunde später angefangen, da die Mazedonier zu spät aus dem Flieger kamen. Als sie im Theaterhaus eintrudelten, stürmten sie gleich zum Ton ausprobieren auf die Bühne und fingen nahtlos mit den bereits wartenden Rumänen an. Ein Spektakel wurde dann geboten, das seinesgleichen sucht. Glücklich kann diejenige sein, bei deren Hochzeit die aufspielen…
Etikett/en: Jazz, Mazedonien, Rumänien, Weltmusik
Simcock/Garland/Sirkis
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Der Tenor-und Sopransaxophonist Tim Garland ist Professor an der Königlichen Musikakademie in London und der walisische Klavierspieler Gwilym Simcock war sein Schüler. Schon des Längeren im Trio mit dem palästinensischen Schlagzeuger und Perkussionisten Asaf Sirkis boten sie am Ostersonntag Abend vor über 200 gutgelaunten Zuhörerinnen im Theaterhaus gekonnte Stücke. Alle drei sind brilliante Einzelspieler und fügten sich aber auch perfekt in das Ganze ein. Die Wurzeln der Drei liegen aber in Großbritannien, auch wenn sie gelegentlich Ausflüge in andere Regionen des Planeten unternahmen.
Etikett/en: Großbritannien, Jazz