Joachim Król

Wunderbar in Szene gesetzt vom Gschwender Regisseur Martin Mühleis: ein Abend im Theaterhaus mit der Stimme vom Schauspieler Joachim Król und der musikalischen Untermalung eines Stuttgarter Jazztrios (Gee Hye Lee am Klavier, Ekkehard Rössle am Sopransaxophon und der Baßklarinette und Christoph Dangelmaier am Elektrobaß).

Der rote Faden war der Roman „Seide“ von Alessandro Baricco, der im 19. Jahrhundert spielt. Ein französischer Seidenraupenzüchter unternimmt mehrmals eine lange Reise übers Land nach Japan um eine geheimnisvolle Schönheit zu begehren, die dort weilt. Seine Frau jedoch zu Hause läßt ihm einen leidenschaftlichen Liebesbrief auf japanischem Reispapier und in Tusche von einer Japanerin schreiben, um ihren Mann zu umgarnen. Trotz all der beschwerlichen Reisen unter einigen Gefahren zeigt sich hier die Treue und wahre Liebe einer Frau, die dann lange vor dem Tod ihres Mannes verstirbt. Die Geschichte ist eine wunderschöne Parabel auf die Liebe, die Sehnsucht und das Glück. Król las mit ausladenenden Handbewegungen und sicherer Stimme aus den Texten, die Mühleis zusammengestellt hatte. Zusammen mit der Musik war der Abend sehr ergreifend.

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Japan

Jedes Jahr nehmen sich in diesem asiatischen Inselstaat 30.000 Menschen das Leben. Dies ist die höchste Zahl an Opfern auf dem Planeten gleich nach Rußland. Die Kandidatinnen sind oft Überschuldete und Depressive. Es ist hier schlimmer, seine Ehre zu verlieren, als sich zu töten. Im Land des Harakiris hat sich diese Samurai-Geschichte erhalten. Viel zu spät hat der Staat reagiert, der das Problem lange ignoriert hatte und stellt nun 100 Millionen Euro bereit, um dagegen vorzugehen. An einem Touristenort hat ein pensionierter Polizeikommissar mittlerweile 280 Menschen geholfen, ins Leben zurück zu finden. Er streift an der Küste umher, um Menschen in Selbsttötungsabsicht vor dem Sprung in die Tiefe abzuhalten. Einige ehrenamtliche Helfer unterstützen ihn, er ist zu einem Helden des Landes geworden, da über ihn berichtet wurde und erhält nun mittlerweile 70.000 Euro Unterstützung vom Staat für seine Hilfsorganisation. Ansonsten ist im ganzen Land die soziale Kälte auch wegen des Wirtschaftseinbruchs nicht zurückgegangen. Verzweifelten Menschen, die alles verloren haben, wird nicht geholfen. Entweder du bist erfolgreich und geachtet, oder das Gegenteil ist der Fall und du wirst von der gesamten Gesellschaft ausgestoßen. Dieser Gesichtsverlust ist nie mehr rückgängig zu machen. Einige Überlebende von Selbsttötungen haben es dennoch geschafft und sind diesem Teufelskreislauf entkommen. Sie sind wieder zurück im Leben.

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Japan

Die Provinzstadt Yubari ist seit 3 Jahren als erste Stadt in Japan überhaupt Bankrott. Der Einwohnerschwund im zweitreichsten Land der Erde ist an diesem Ort sehr hoch. Die Bevölkerung veraltert zusehends, viele Häuser bleiben unbewohnt. Früher war diese Stadt auf der Insel Hokkaido bedeutender als Sapporo. Ein Restaurant an der Hauptstraße von Yubari wird nach vier Generationen wohl in absehbarer Zeit aufgeben müssen, da die Kunden ausbleiben. Selbst Reporter aus der riesigen Hauptstadt Tokyo interessieren sich für die Probleme der Bewohner von Yubari, weil die dortige Entwicklung Beispiel gebend für das ganze Land ist. Früher lebte die Stadt vom Bergbau, der schon vor langer Zeit eingestellt wurde. Bemühungen, Fremdenverkehr anzuziehen, blieben ohne Erfolg.

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