Orchester Jazz@large
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Zum ersten Mal war bei den Stuttgarter Jazztagen das Theaterhaus mit integriert. Anläßlich der 32. Ausgabe wie immer im Herbst trommelte der Schmidener Schlagzeuger Hans Fickelscher 19 gestandene Musikerinnen aus der Region zusammen. Zwei Sängerinnen und 17 Männer an den Instrumenten boten vier längere Kompositionen dar. Die erste war vom Klavierspieler Chris Geisler, der Posaunist Eberhardt Budziat präsentierte zwei und die letzte war vom Gitarristen Martin Wiedmann. Martin Keller vom Vorstand der Interessengemeinschaft Jazz Stuttgart führte durch den Abend. Ein schönes Konzert mit gelungenen Einzeldarbietungen der einzelnen Musiker nach nur zwei Proben im Vorfeld. Dieses Orchester wird auch im neuen Jahr 2012 des Öfteren im Theaterhaus auftreten mit unterschiedlichen Besetzungen. Es war keine Bigband im klassischen Sinne, da zwei Gitarren, zwei Bässe und drei Schlagzeuger mitwirkten. Die gute Stimmung auf der Bühne sprang auch auf das Publikum über.
Etikett/en: Jazz
John Abercrombie Quartet
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Gestern also ein gehaltsreiches Konzert in der umgebauten und vergrößerten Dieselstraße in Esslingen. Eine große Anzahl an Jazzfreundinnen pilgerte zu diesem ganz Großen unter den Gitarristen. Mit dabei der Geigenspieler Mark Feldman und Joey Baron am Schlagzeug. Unter die drei älteren Semester gesellte sich der Nachwuchsbassist Thomas Morgan. Die Vier boten ausschließlich Kompositionen von Abercrombie dar. Er stand im Mittelpunkt, spielte aber zu keiner Zeit die anderen an die Wand. Baron, neben seinem Kollegen Jim Black eine zentrale Figur in der New Yorker Jazzszene, schlug auch mit den Händen auf seine Trommeln und arbeitete viel mit den Besen. Feldman entlockte seiner Geige ungewöhnliche Klänge und spielte auch mal zweistimmig. Er beherrschte sein Instrument, ohne irgendwelche falschen Töne zu fabrizieren. Alle vier spielten verhalten, ohne loszupoltern. Mann nahm sich die Zeit, um aufeinander einzugehen. Ein äußerst konzentrierter Abend mit gehaltvollen Einzelimprovisationen wurde dargeboten. Ein Eindruck kann mensch von diesem John Abercrombie Quartet auch auf dem aktuellen Album ‚Wait Till You See Her‘ gewinnen.
Etikett/en: Jazz
African Tales
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Nun kommt der Sommer doch noch. Passend dazu das Eröffnungskonzert des Musikfests Stuttgart 2011, das von der Bach-Akademie veranstaltet wird. Ein großes Orchester bot Arrangements des Saxophonisten Daniel Schnyder dar. Es begann im Barock (Vivaldi, Händel), ging dann über zu Horace Silver, Abdullah Ibrahim und Mongo Santamaria. Das International Regions Symphony Orchestra aus Ochsenhausen (jugendliche Talente) spielte vor der fast ausverkauften großen Halle T1 im Theaterhaus auf. Alle möglichen Blasinstrumente waren dort integriert, allerdings ohne ein Saxophon. Natürlich ein großer Streichersatz und Schlagwerk. Dann nach der Pause ging es bombastisch weiter: das Epos Sundiata Keita von Schnyder für vier Afrikaner, Frauenchor und Orchester aus dem Jahre 2008 wurde aufgeführt. Zwischendurch glänzten immer wieder die improvisierenden Afrikaner mit Gesang, Djembe, Balaphon und Kora. Ein beindruckender und gelungener Abend ging nach zwei Stunden zu Ende. Das Publikum jedenfalls war hin und weg.
Etikett/en: Afrika, Jazz, Klassik, Weltmusik
Eine Reise ins Innere des Jazz
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Nun also der letzte Tag des 25. Osterjazz im Theaterhaus. 300 Zuhörerinnen lauschten gebannt den letzten drei Gruppen des Festivals (diesmal zum Abschluß nicht parallel zu anderen Auftritten, mensch hatte also nicht die Qual der Wahl).
Den Anfang machte ein Quartett, das schon seit 10 Jahren zusammenspielt: Nils Wogram Root 70. An der Posaune Nils Wogram, der langsam in die Fußstapfen von Albert Mangelsdorff zu treten scheint. Dann noch brilliante weitere drei Stilisten: Hayden Chisholm am Altsaxophon, Matt Penman Bass und am Schlagzeug Jochen Rückert. Die Vier spielten äußerst inspiriert und unaufgeregt. Hier war jeder Ton bestens aufgehoben. Eine glückliche Wahl, die das Festival ungemein bereichert hatte.
Danach dann die französische Saxophonistin Céline Bonacina. Hier schwang die ganze Jazzgeschichte mit, Nguyen Le an der Gitarre kam als vierter Mitstreiter hinzu (neben Elektrobass und Schlagzeug). Es rockte und jede Pore schwingte mit. Sehr gutes Zusammenspiel und viel technisches Können steckten hinter diesem abgerundetem Auftritt. Blues pur eben, wie auch bei Nils Wogram vorher.
Als allerletzte Gruppe dann das Trio um den britischen Klavierspieler Django Bates. Die drei umspielten ausschließlich Kompositionen von Charlie Parker. Ohne Punkt und Komma. Ein hoch virtuoses Zusammenspiel, rund und ohne überflüssige Töne. Mann arbeitete sich unter hohem Einsatz an der Musikliteratur ab, die legendär ist. Wie hieß es doch nach dem viel zu frühen Tod des größten Altsaxophonisten auf dem Planeten: bird lives!
Etikett/en: Jazz
Danger Of Explosion
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Während am vierten Tag des 25. Jazzfestivals im Theaterhaus (Ostersonntag) in der großen Halle mit drei Gruppen der baden-württembergischen Jazzszene gehuldigt wurde, gab sich ein spezielles Trio ein Stock höher ein Stelldichein.
Der Klavierspieler Jasper van’t Hof betätigte sich am elektrischen Tastengerät, das Klavier ließ er links liegen, während das Stimmwunder Greetje Bijma und der Fellbacher Schlagzeuger Hans Fickelscher Akzente setzten. Geboten wurden Stimmungsausflüge nach China, Afrika, zu den amerikanischen Ureinwohnerinnen und nach Frankreich. Aber auch ein Standard wie Stormy Weather wurde eigenwillig ausgedeutet. Es gab ein überwiegend improvisiertes Zusammenspiel.
Danach folgte der Freejazzpionier Peter Brötzmann (Wuppertal) mit dem Chicago Tentet. Eine starke Stunde wurde der Kakophonie gehuldigt, aber es gab auch leise Stellen, an der sich alle zurück nahmen und der Bassist ein Solo spielen konnte. Brötzmann selbst betätigte sich nicht nur am Tenor-, sondern auch am Altsaxophon und der Klarinette. An Instrumentalisten vertreten waren zwei Schlagzeuger, zwei Posaunisten (mit Johannes Bauer), ein Tubist, ein Cello, zwei Saxophonisten (Ken Vandermark und Mats Gustafsson) und der einzigste braunhäutige Musiker des ganzen Festivals: Joe McPhee an der Trompete und Kent Kessler am Bass. Schön, daß es solche kompromisslose Musik noch gibt. Die meisten Zuhörerinnen verharrten jedenfalls bis zum Schluß. Aber dann war es auch gut. Kommentarlos gingen die Musiker von der Bühne.
Etikett/en: Jazz