Der Fahrradfahrer an sich
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Tagebuch
Bekanntermaßen gibt es sie in jedem Unternehmen: die Fahrradfahrer, die nach oben buckeln und nach unten treten. Im herrschenden Christentum sind das hauptsächlich Männer. Diese Typen überdecken die eigene Unfähigkeit, indem sie qualifiziertere und ehrlichere Kolleginnen mit allen Mitteln klein halten. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Der richtige Fahrradfahrer dagegen schaut nicht rechts noch links, sondern brettert über die Prärie ohne auf die Fußgänger acht zu geben. Möglichst schnell von A nach B zu kommen und ohne Geld dafür auszugeben, ist dessen Motto. Dabei übersieht er die Schönheiten der Natur und rote Ampeln.
Die Fußgängerin jedoch schlendert, um hier und dort eine Blume oder einen Käfer zu bewundern, natürlich ohne diese zu Töten. Diese Fortbewegungsart ist die sozialste, natürlich gibt es bei uns auch die öffentlichen Verkehrsmittel, die auch zum Verweilen auffordern. Entschleunigung ist das Zauberwort der Gegenwart. Kamikaze war gestern.
Etikett/en: Kommentar, Unternehmen, Verkehr
49. Geburtstag
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Tagebuch
Letzten Samstag war mein Geburtstag. Wir feierten zu siebt im Freien auf der Terrasse eines Wohnprojekts im Burgholzhof, einer ehemaligen Kaserne der Vereinigten Staaten. Ich und mein bester Freund, Gastgeber des Ganzen kauften Säfte, Wasser und beim Bio-Supermarkt Essen. Das ursprüngliche Grillen hatten wir verworfen, es gab dreierlei Salate, Käse und Brot. Mein Wunsch ohne Kadaver und Drogen zu feiern wurde unterwandert, es wurde Bier eingeschmuggelt, das nicht alkoholfrei war, wie vorgegeben. Die Meute stürzte sich darauf. Jetzt weiß ich auch, warum 8 weitere Menschen aus meinem Freundeskreis abgesagt haben. Es gibt ja wohl ein Menschenrecht auf Krebs. Nun muß ich zugeben, daß die Fleischmafia und der Brauereiverband mit ihrer Propaganda zu mächtig sind, als daß ich gegen die was ausrichten kann. Wie war das noch gleich: unser täglich Fleisch gib uns heute.
Das Wetter war Klasse: kein einziger Tropfen wiel, die Sonne schien und es war warm. Wir machten noch einen kleinen Rundgang zu den Weinbergen. Schöne Gegend dort, nur gibt es keine richtige Einkaufsmöglichkeit in diesem Wohngebiet. Jedenfalls war die Atmosphäre sehr entspannt, wir hatten intensive Gespräche miteinander. Zum Schluß fuhren alle nach Hause nach Giengen, Schorndorf und Endersbach. Zu Hause hatte ich dann am nächsten Tag vier Stunden telefoniert und drei Stunden im Gesichtsbuch die unterschiedlichen 188 Glückwünsche individuell beantwortet, von Sonny, Geri, Jasmina, Leni Breymaier, Wolfgang Schmid, Theo Jörgensmann und vielen weiteren . So spät kam ich schon seit Jahren nicht mehr ins Bett.
Etikett/en: amokfisch
John McLaughlin
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Zwei Tage nach dem größten lebenden Akkordeonisten kam der Größte an der Gitarre in das Theaterhaus: John McLaughlin. Mittlerweile 73 Jahre alt, moderierte der englische Altmeister sein aktuelles Quartett in Deutsch. Er trat zum ersten Mal am Pragsattel auf, im alten Theaterhaus und beim Jazzgipfel war er auch. Der gleichermaßen an der akustischen wie elektrischen Gitarre versierte Virtuose wurde bekannterweise von Miles Davis entdeckt, der Schüler des bekanntesten indischen Sitarspielers Ravi Shankar schrieb mit den Formationen Mahavishnu Orchestra und Shakti Musikgeschichte, alles andere was er machte hatte Hand und Fuß.
Mit zu Gange in seiner vierten Dimension: der Engländer und Tastenderwisch und Schlagzeuger Gary Husband, der kamerunische Elektrobassist Etienne M’Bappe ließ die Saiten schnalzen und hatte Handschuhe an und der indische Oberschlagzeuger Ranjit Barot. Das rockte ganz schön und war trotzdem komplex. Die vier Ausnahmetalente spielten zwei Stunden am Stück durch. Das Ganze war äußerst nachhaltig und das Stuttgarter Publikum erlebte einen Sommerhöhepunkt im Städtle.
Etikett/en: Jazz
Richard Galliano
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Kritiken
Dieser unglaubliche Franzose hat zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester im Theaterhaus musiziert: Richard Galliano ist der bedeutendste lebende Akkordeonist auf unserem Planeten. Natürlich, es gibt beipielsweise noch Jean-Louis Matinier oder Luciano Biondini, aber Galliano ist einfach erfahrener.
Es wurden Stücke von Bela Bartok, Georg Breinschmid, Richard Galliano, Joaquin Turina und Astor Piazzolla dargeboten. Erstaunlicherweise gab es keine Dirigentin, nein, das kleine Orchester wurde unter der ersten Geige von Meesun Hong Coleman geleitet. Die Stücke waren sehr gehaltvoll, niemals oberflächlich. Auch schön jazzig und weltmusikalisch, das ging über die traditionelle Klassik hinaus.
Richard Galliano spielte im ersten Teil das diatonische Akkordeon (Knöpfe statt Tasten). In der zweiten Hälfte dann das Bandoneon, von einem Deutschen entwickelt und durch den argentinischen Tango erfolgreich geworden. Das Publikum war kein klassisches, immer wieder wurde in die Kompositionen hineingeklatscht. Galliano beendete sein Gastspiel mit einer fulminant improvisierten Zugabe auf seinem Akkordeon ohne Orchester. Ach ja, er ist auch ein Vertreter der Musette nouvelle, so wie Piazzolla mit seinem Tango nuevo.
Etikett/en: Jazz, Klassik, Weltmusik
Lügenpresse
Erstellt von Armin | Abgelegt unter Tagebuch
Die Vertreterinnen des geistlosen Abendlandes brüllen Medienvertreterinnen gerne bei Demonstrationen und Kundgebungen mit Lügenpresse ins Gesicht, im Extremfall werden diese verprügelt und mit Morddrohungen belegt. Irgendwas ist da aus den Fugen geraten. Früher waren die Menschen in der Glotze Halbgötter, die immer die Wahrheit sagen. Mit Aufkommen der kommerziellen Sender und des Zwischennetzes hat sich dies umgedreht. Welche bei den Sendern arbeitet verdient nach wie vor ziemlich gut, egal was sie dort macht. Ähnliches gilt für die Zeitungen. So entsteht Neid bei den Verliererinnen.
In den Mediensendungen wird immer wieder darüber gejammert, daß ständig Journalistinnen entlassen werden, die dann in die Wirtschaft abwandern, wo sie die menschenverachtende Politik der Konzerne und des Geldadels reinwaschen. Das Geld wandert von den zwanzig Verlegerinnen, die die deutsche Zeitungslandschaft regieren ab in das Zwischennetz. So hat der Konzern, der von Friede Springer geleitet wird und deren Meinung wir uns tagtäglich BILDen müssen, viele wichtige Blätter verkauft um in das Netz zu investieren.
Beim Fernsehen und dem Radio bietet sich folgende Lösung: Demokratisierung. Die Parteien lenken seither deren Geschicke über die Rundfunkräte, obwohl nur 2 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer Partei sind. Nein die Rundfunkrätinnen müssen von der Bevölkerung gewählt (und nicht wie seither von den Landesregierungen installiert) werden, die dann wiederum fähige und insbesondere parteilose Intendantinnen wählen.
Trotz allem Haß auf die Medien: guck arte, 3sat und Phoenix und höre Deutschlandfunk, alles andere verursacht nur Blähungen!