Herbert Joos (tp)
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Herbert ist ein Urgestein des Jazz, wohnhaft in Stuttgart. Er ist nicht nur ein äußerst bedeutender Trompeter und Flügelhornspieler sondern auch ein begnadeter Grafiker und Maler. Zum ersten Mal hingen seine Bilder im alten Theaterhaus 1988. Nun gibt es ein Wiedersehen anläßlich des Osterjazz 2012. Allesamt genial auf Holz und Papier gebrachte Porträts von Jazzmusikern, aber auch mit Buntstiften gemalte klassische Komponisten. Zur Eröffnung dieser Ausstellung spielte Herbert zusammen mit Frank Kuruc an der akustischen Gitarre eine Eigenkomposition von sich und Frank, Autumn Leaves und Freddie Freeloader. Das letzte ist ein Stück der wichtigsten Jazzplatte aller Zeiten von Miles Davis, Kind of Blue von 1959. Dieses hatte Miles damals einem Alkoholausschenker gewidmet. Die Ausstellung ist noch ein paar Wochen jederzeit von 10 bis 22 Uhr im Stuttgarter Theaterhaus am Pragsattel zu besichtigen. Es lohnt sich, die Bilder anzuschauen. Herbert hat eine ganz spezielle Maltechnik entwickelt, die einzigartig ist und natürlich besonders authentisch, da er ja auch ein bis in die Haarspitzen fühlender Trompeter war und immer noch ist.
Etikett/en: Ausstellung, Jazz, Kunst
Zentralquartett
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Als Abschluß in Halle T3 beim Osterjazz am Gründonnerstag spielte die legendäre Gruppe von vier gestandenen Jazzmusikern aus der ehemaligen DDR. Mensch kann die Namen derer im Schlaf aufsagen: Ernst-Ludwig Petrowsky, der Mecklenburger, am Altsaxophon, Uli Gumpert am Klavier, Conny Bauer an der Posaune und Günther ‚Baby‘ Sommer, der Sachse, am Schlagzeug. Seit 1973 spielt dieses Quartett zusammen, alle vier haben erfolgfreiche Einzelkarrieren vollbracht. An diesem Abend im Theaterhaus spielten sie speziell zusammengestellte Vokslieder ein. Natürlich instrumental. Es ist immer wieder ein Genuß, den Vieren mit ihren beeindruckenden Einzelimprovisationen zu lauschen.
Etikett/en: Jazz
Han Bennink (dr) und Aki Takase (p)
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Für mich immer der Jahreshöhepunkt an meinem Arbeitsplatz: die Internationalen Theaterhaus Jazztage 2012 an Ostern, diesmal zum 26. Mal. Während an Gründonnerstag in der großen Halle die SWR-Bigband mit Joo Kraus an der Trompete waberte, eröffneten zeitgleich Han aus Holland und Aki aus Japan in der drittgrößten Halle vor 200 gebannt lauschenden Zuhörerinnen das Spektakel. Takase hat die gesamte Jazztradition verinnerlicht, mal zitierte sie Ellington, mal Monk. Wie bei einem Vulkan sprüht es aus ihr heraus und der Witzbold Bennink steht ihr hier in keiner Weise nach. Frisches Zusammenspiel, immer überraschend die Wendungen im Spiel der beiden. Und wenn das Fell der Schnattertrommel einreißt, wird schnell Ersatz herbeigeholt. Es gab zwei kurze Zugaben der beiden Urgesteine des freien europäischen Jazz nach einer Stunde konzentrierten Zusammenspiels.
Etikett/en: Jazz
Die Legende vom heiligen Trinker
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Die Regisseurin Silvia Armbruster hat diese Geschichte von Joseph Roth dem aus Wien stammenden Ernst Konarek mitsamt Lisa Wildmann und Wolfgang Seidenberg auf den Leib interpretiert. Es geht um den Lebensabend des obdachlosen Bergarbeiters Andreas, der in Paris gelandet ist und immer wieder unverhofft zu Geld kommt. Das vertrinkt er, vergnügt sich mit Frauen und trifft ehemalige Freunde. Anfangs wird er verpflichtet, die 200 Francs der heiligen Therese in einer Kirche zurückzugeben, was nach einigen Versuchen immer wieder scheitert. Zum Schluß stirbt Andreas. Ein schönes, leises Stück, das mit wenig Aufwand einem das Herz aufgehen läßt.
Etikett/en: Theater
Der Gott des Gemetzels
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In diesem Stück fliegen wahrlich die Fetzen. Zwei Ehepaare zoffen sich in diesem Stück von Yasmina Reza bis aufs Blut. Anlaß ist die Zusammenkunft der Vier, da der eine Sohn dem anderen zwei Schneidezähne ausgeschlagen hatte. Alle sind ach so zivilisiert, die Eine schreibt ein Buch über den Völkermord im Sudan, der Andere hat einen Fall vor dem internationalen Gerichtshof. Die Andere reihert über den Francis Bacon-Katalog von 1962, der leider vergriffen ist. Dann fliegen noch die Blumen in die Luft und ein Tragbares (Telefon) wird in der Blumenvase versenkt. Ein gefundenes Fressen für alle Choleriker. Schauplatz (Bühne und Kostüm von Gudrun Schretzmeier) ist der piekfeine und supermoderne Laden eines Klohändlers, der der Vater des Täters ist. Die Uraufführung dieses Stücks fand in Zürich statt, das viel gespielte Stück wurde auch von Roman Polanski verfilmt, dies mit mäßigem Erfolg. Die Version von den vier Schauspielerinnen des Theaterhauses unter der Regie von Werner Schretzmeier ist allerdings eine Spur verschärft. Als Werbegeschenk bekommen die Zuschauerinnen Antril verabreicht, ein erfundenes Medikament, das eine tragende Rolle im Stück spielt.
Etikett/en: Theater