Heinrich-Böll-Stiftung zu Sonntag Aktuell

Auf Initiative von Peter Grohmann lud die grünnahe Landesstiftung namhafte Journalisten zu einer Abendveranstaltung am Montag, 16. November 2009 ins Theaterhaus. Es ging um die Situation der Pressefreiheit und Pressevielfalt im Lande anläßlich der Abwicklung der siebten Zeitungsausgabe ‚Sonntag Aktuell‘ zum Ende des Jahres. Musikalisch vom lokalen Musikquartett Bluesette umrahmt eröffnete der ZDF-Journalist im Unruhestand Ulrich Kienzle die Veranstaltung zu einigen unguten Entwicklungen bei den Medien. Dann gab es eine erste Runde mit dem Moderator Stefan Siller (SWR1-Leute) und der ehemaligen Chefredakteurin der Berliner tageszeitung Bascha Mika, dem ehemaligen Chefredakteur der StZ und jetzt der Berliner Zeitung Uwe Vorkötter und dem Journalisten und ehemaligen Pressesprecher von Porsche, Anton Hunger. In der zweiten Runde, wiederum moderiert von Siller, wand sich Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung (StZ), Ulrike Pfeil vom Schwäbischen Tagblatt in Tübingen berichtete von neutraler Seite, und Wilfried Voigt, zeitweise bei Sonntag Aktuell und der Leser Edzard Reuter, ehemaliger Chef vom Daimler, entrüsteten sich.

Es gibt noch an die 20 Verleger in der BRD, die darüber entscheiden, was in den 360 Zeitungen gedruckt wird. Pressefreiheit hier ist das, was diese Handvoll Leute meint. Im Südwesten gibt es die SWMH (Südwestdeutsche Medienholding), die die StZ, StN, Sonntag Aktuell, Süddeutsche Zeitung herausgibt. Der größte private Radiosender in Baden-Württemberg, Antenne 1, gehört auch dazu. Nun haben andere Medien darüber berichtet, daß die Sonntag Aktuell-Redaktion aufgelöst wird. Es sieht so aus, daß die StN ab nächstes Jahr diese Sonntagszeitung gestaltet mit dann noch verbliebenen 8 Redakteuren der Ursprungsredaktion. Und bei der StZ gibt es Stellenabbau wie bei fast allen anderen großen Zeitungen im Bund. Nun wurde sie eben mit der Auszeichnung als besten Regionalzeitung in Europa versehen.

Klar wurde an diesem Abend, daß in den Medien keine innere Pressefreiheit herrscht. Das heißt, über interne Vorgänge im eigenen Haus darf nicht berichtet werden. Dorfs steht zunehmend unter dem Druck seines Verlegers und weiß nicht einmal die Umsatzzahlen der SWMH. Das Ganze geht dann soweit, daß den Redakteuren von Sonntag Aktuell, die immer wieder auch linke Themen in Schwerpunkten behandelten, mit fristloser Kündigung gedroht wurde, wenn sie einen Leserbrief zur Situation ihrer Abwicklung veröffentlichen bzw. darüber etwas erwähnen. Im Publikum saßen Journalisten und Leser, die Empörung war groß unter ihnen während des ganzen Abends.

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Auftakt zur Spur der Erinnerung

Montag, 12. Oktober im Theaterhaus: 50 Besucher sehen Patrizia tanzen und ihre Ölgemälde auf Staffeleien. Ihre Mutter Mona Weniger berichtet über die UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 und ihre Umsetzung im schwäbischen Alltag. Eine Folge daraus ist auch das persönliche Budget, auf das die 6,5 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland Anspruch haben. Woher kommt es, daß immer noch Menschen bei uns selektiert werden? Ist das das Erbe des Faschismus? Oder sind da die Herren (und wenigen Frauen) in der neuen Bundesregierung dahinter, daß das so bleibt? Wo Kinder mit Down-Syndrom nicht das Abitur machen wie in Finnland? Oder diese Gruppe gar nicht mehr auf die Welt kommt, da sie im Mutterleib getötet werden? Von der Integration muß man zur Inklusion kommen, das heißt, daß die Menschen, die anders sind, dort aufwachsen, lernen und arbeiten können, wo sie geboren sind oder woanders. Das bedeutet eine große Kraftanstrengung der Angehörigen und der Betroffenen und man braucht viel Durchhaltevermögen, um sein Recht zu erkämpfen. Aber nur das allein ist der richtige Weg.

Vor 70 Jahren wurden in Grafeneck auf der Schwäbischen Alb von den Nazis die ersten industriellen Tötungen von Menschen (geistig und seelisch Behinderte) durchgeführt. 1940 kamen hier 10654 Bürgerinnen ums Leben. Vom 13. bis 16. Oktober 2009 wird zur Erinnerung daran eine violette Farbspur (75 km) von Grafeneck zum Ort der Planungen, dem württembergischen Innenministerium in der Stuttgarter Dorotheenstraße, gelegt.

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