Irakische Odyssee

Der Filmemacher Samir, Nachfahre des letzten Propheten Mohammed, der Vater stammt aus dem Irak, die Mutter ist Schweizerin, flog um den ganzen Planeten, um enge Verwandte aufzusuchen. Er läßt sie erzählen über sich selbst und Politik. Die komplette Großfamilie von Samir mußte, jede auf ihre Art, fliehen vor den Machenschaften der Großmächte im Irak.

Iraqi Odyssee verquickt die Lebensgeschichten seiner Verwandten (allesamt Akademikerinnen) mit der Politik im Irak nach der Unabhängigkeit. Dieser Dokumentarfilm gibt über die Dauer von zweieinhalb Stunden genau recherchiert und nacherzählt, mit viel Liebe gedreht und geschnitten ein willkürliches Porträt des Staates Irak.

Einige aus der Familie engagierten sich in der kommunistischen Partei. Ein Onkel von Samir bringt es auf den Punkt: Parteimitglieder sind Schafe, die einem Bock nachlaufen. Zum Glück ertönt dezent arabische Musik, eine Oud, die Sängerinnen Fairuz und Om Kalthoum kommen zu Gehör. Bitter für die vielen Verwandten von Samir, daß sie nie wieder in ihre Heimat zurück können, sondern im Exil überall fern des Irak sterben müssen.

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Lincoln

Nun hat der bekannteste Hollywood-Regisseur Steven Spielberg einen Film über den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln gedreht. In der Hauptrolle spielt Daniel Day-Lewis Lincoln und bekam dafür jüngst seinen dritten Oscar. Anfangs kommt der Streifen mit etwas wirren Dialogen daher, die Zuschauerin kann die unterschiedlichen Akteurinnen nicht ganz mit ihrer politischen Botschaft verstehen.

Im Mittelpunkt des zweieinhalbstündigen Werkes steht die zweite Amtszeit von Lincoln, in der das Repräsentantenhaus die Sklaverei abschafft. Der Film beleuchtet die teilweise Bestechung der Abgeordneten für ihre Stimme gegen die Sklaverei von 4 Millionen Afrikanerinnen in den Vereinigten Staaten. Der vierjährige blutige Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten geht zu Ende, wir schreiben 1865 und nach vielen Hochs und Tiefs gibt es die ersehnte Mehrheit im Parlament gegen die Sklaverei. Kurz nach der gewonnen Abstimmung, mit der Lincoln sich verewigt hat, wird er in einem Theater erschossen.

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Die eiserne Lady

Die Regisseurin Phyllida Lloyd hat in diesem opulenten Streifen Margaret Thatcher ein Denkmal gesetzt. Meryl Streep ging in der Rolle der Thatcher ganz auf und bekam dafür einen Oscar. Bemerkenswert, daß Thatcher die erste (und leider stockkonservative) Frau an der Spitze einer europäischen Regierung war. Sie führte von 1979 bis 1990 die Geschicke der Briten. Sie zerschlug den Sozialstaat und den Bergbau und verursachte zahlreiche Aufstände der armen Bevölkerung. Trotzdem hielt sie sich so lange an der Spitze, immer umgeben allein von Männern.

Die Krämerstochter Margaret Roberts studiert in Oxford und mischt den Bubenklub im britischen Oberhaus auf. Der Unternehmer Thatcher heiratet sie nach ihrer ersten Kandidatur zum Parlament.

Mittlerweile ist die altersdemente Wittwe ein Schatten ihrer selbst. Im Film unterhält Margaret Thatcher sich immer wieder mit ihrem verstorbenen Mann, den sie noch bei sich wähnt.

 

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Round Midnight

Der nach einer berühmten Komposition von Thelonious Monk benannte Spielfilm des französischen Regisseurs Bertrand Tavernier ist ein Juwel. Der afroamerikanische Tenorsaxophonist Dexter Gordon spielte hier den besten Jazzmusiker auf dem Planeten namens Dale Turner, der alkoholkrank und verarmt in Paris strandet und vom Grafiker Francis Paudras aufgeppäpelt wird, gespielt von Francois Cluzet.

Die Geschichte des Films ist den Biographien des Klavierspielers Bud Powell und des Tenorsaxophonisten Lester Young nachempfunden. Beide waren Menschen mit Wahn, beide Afroamerikaner, beide hochbegabt, beide strandeten in Paris, nachdem der Rassismus in den Vereinigten Staaten ihnen an die Substanz ging.

Die Filmmusik wurde vom Klavierspieler und Komponisten Herbie Hancock zusammengestellt, dafür bekam er einen Oscar. Er spielt auch in dem Streifen mit, genauso wie zahllose andere bedeutende Jazzmusikerinnen.

Es ist dies mein Lieblingsfilm, den es nur auf einer holländischen Filmscheibe zu kaufen gibt und der nur ein oder zweimal im Fernsehen gezeigt wurde. Das besondere an dem Film ist auch die Neuheit, daß während der Dreharbeiten die Konzert- und Studiomusik mitgeschnitten und genau so auf zwei Silberlingen veröffentlicht wurde.

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Step Across The Border

Nicolas Humbert und Werner Penzel aus München haben 1988 und 1989 diesen wunderbaren, experimentellen Schwarzweißfilm über den britischen Ausnahmemusiker Fred Frith gedreht. Der Gitarrist, Geigenspieler und Improvisator wurde in Japan, Deutschland, der Schweiz und New York begleitet. Fred blickt ja auf eine lange musikalische Karriere zurück und auch nach vorne. Angefangen hatte das alles mit den sensationellen Gruppen Henry Cow, Sceleton Crew, die originellen Rock boten. Abgesehen von schönen Bildern hört und sieht mensch in diesem Film folgende Musikerinnen: John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Tom Cora, Bob Ostertag und Zeena Parkins, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.

Fred hat drei Jahre in Stuttgart gewohnt und ist mit einer Photographin aus Esslingen verheiratet. Er hat die Sendung ‚between the cracks‘ im Freien Radio für Stuttgart ins Leben gerufen und dort während dieser Zeit Musik aufgelegt. Schon seit Längerem ist er Professor für Komposition am Mills College in Oakland. Er war der erste Kollege aus der New Yorker Unterstadtszene, der einen Lehrauftrag erhalten hat.

Step Across The Border hat zahlreiche Preise eingesammelt und die weltweite Fred Frith-Gemeinde befruchtet. Diese Improvisation über knapp 90 Minuten in Mono gibt es zusammen mit einer halben Stunde Musikaufnahmen in Stereo als Filmscheibe beim Plattenverlag Winter und Winter zu kaufen. Im Fernsehen wurde der Dokumentarfilm nie gezeigt.

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