Knistern der Zeit

Es ist dies ein Dokumentarfilm über den Tod Christof Schlingensiefs und sein Operndorf in Burkina Faso. Über zwei Jahre hat die Regisseurin Sibylle Dahrendorf Schlingensief nach Afrika begleitet und dabei die Entstehung des Vermächtnisses des Aktivisten und Filmemachers und Theatermachers Schlingensief dokumentiert. Auf dem Land in diesem westafrikanischen Staat wurde bereits eine Schule hochgezogen. Der burkinische Prinz und Architekt Diébédo Francis Kéré hat die Vision des Deutschen von Anfang an begleitet und in wunderschöne Gebäude umgesetzt. Nach dem viel zu frühen Tod von Schlingensief hat seine Frau Aino Laberenz, eine mutige Kostümbildnerin, die Geschäftsführeng dieses mit der burkinischen Regierung und deutschen Spendengeldern konzipierten Projekts übernommen, das über die Idee eines schlichten Entwicklungsprojekts hinausgeht. Der Schulbetrieb hat bereits begonnen, eine Gesundheitsstation ist gerade im Bau. Schlußendlich wird das Ganze um ein Festspielhaus in Schneckenform ergänzt. Bahnbrechend ist der Ansatz von Schlingensief, mit diesem Projekt von Afrika zu lernen. Burkina Faso ist reich an Kultur und wie bereits der aus der Republik Guinea stammende Wissenschafter Tirmiziou Diallo gesagt hat: ‚Afrika ist nicht das Problem, Afrika ist die Lösung!‘. Der Dokumentarfilm, der unter der Anwesenheit von Dahrendorf und Laberenz im Theaterhaus gezeigt wurde, ist noch zwei Wochen in der Filmgalerie 451 zu sehen. Und hoffentlich bald auch im Fernsehen.

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Taste the Waste

Dieser Film hat als ursprüngliche Fernsehdokumentation im aktuellen Jahr 2011 viel umgewälzt. Er beschreibt den Irrwitz der Vernichtung von Lebensmitteln in den wohlhabenden Regionen unseres Planeten. Ein großer Teil von nicht verkauften Lebensmitteln in Europa wird einfach entsorgt. Das Meiste davon ist noch in gutem Zustand. Besonders in Deutschland ist dies ein Problem, da bei uns Nahrung einfach zu billig ist. Kaufmännisch rechnet es sich eher, angedellte Ware einfach weg zu werfen, statt sie zu retten, da die Personalkosten dies nicht zulassen. Der Film mit dem dazugehörigen Buch ‚die Nahrungsvernichter‘ von Stefan Kreuzberger hat Auswirkungen bis in das Bundeslandwirtschaftsministerium und die Europäische Union entfacht. Schließlich ist das ganze Problem auch mit verantwortlich für den Hunger von einer Milliarde Menschen auf der Erde. Ein radikales Umdenken ist notwendig, um den Respekt vor der Ernährung zurückzugewinnen, den wir in den 1950er Jahren noch hatten, vor der Amerikanisierung mit den einhergehenden Supermärkten und der perversen Wegwerfkultur.

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Essen Beten Lieben

Dies ist die Übersetzung aus dem Englischen für einen Filmtitel aus Hollywood. Julia Roberts spielt hier die Hauptrolle und alle anderen beteiligten Schauspielerinnen an die Wand. Abgesehen von Javier Bardem, der einen Brasilianer auf Bali mimt und bei dem die sinnsuchende Schriftstellerin Liz zum Schluß bleibt. Perfekt aufgemotzt, mit passender Musik und tollen Kleidern begibt sich die zentrale Figur des Spielfilms für jeweils vier Monate nach Italien (Essen), Indien (Beten) und Bali (Lieben). Dabei erlebt sie eine Menge, was dann die Grundlage für das Drehbuch wurde. Die Klammer bildet ein Schamane auf der indonesischen Urlaubsinsel, zu dem Liz am Anfang des Films und zum Schluß kommt, um seine Weisheit abzuzapfen. Schöne Menschen, schöne Bilder und Aufenthalte mit Tiefgang der drei Orte, die Frau Roberts aufsucht. Armut und Elend sind fast komplett ausgeblendet, und mensch wird beim Betrachten des Films neidisch auf die Hauptfigur, die es sich erlauben kann umherzureisen ohne auf ihre Ersparnisse achten zu müssen.

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Pina

Der aktuelle Dokumentarfilm von Wim Wenders wirft ein Licht auf das Wirken der Tänzerin und Choreographin Pina Bausch, die das gigantische Tanztheater in Wuppertal begründete. Bausch war die bedeutendste freie Tänzerin in Deutschland. Tänzerinnen aus ihrer Kompanie geben jeweils in ihrer Muttersprache eine kurze Erinnerung an Bausch vor der Kamera ab. Dazwischen werden Szenen der Aufführungen geschnitten. Solo- und Paartanzaufnahmen gibt es auf der Straße, in der Schwebebahn, im Schwimmbad, am Steinbruch und so weiter. Pina Bausch selbst sieht mensch in ein paar Archivaufnahmen, sie war bei den Dreharbeiten erst kurz vorher verstorben. Die Lichtblicke auf ihr Schaffen machen Lust, eine Aufführung zu besuchen oder in voller Länge im Fernsehen zu bewundern. Erstaunlich auch, was für eine große Menge an Menschen um Bauschs Tanztheater herum und auch die Dokumentation nötig war. Den Film muß mensch wegen der tollen Musik unbedingt im Kino gesehen haben.

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Stuttgarter Trickfilmfestival 2010

Die Eröffnung des mittlerweile 17. Festivals war zäh. Ständig holte der Fernseprediger Markus Brock Leute auf die Bühne, die Geschäfte mit Trickfilm machen. Innerhalb des Wettbewerbs Nummer eins, der dargeboten wurde, gab es allerhand zu lachen, aber keinen einzigen Puppentrick. Hatte man vor dem Rechnerzeitalter jahrelang an einem kurzen Trickfilm gearbeitet, geht es heute um alle möglichen Effekte in einer Hollywoodproduktion. Klassische Filme gibt es nicht mehr, die Kunst darbt. Es ist natürlich schön, wenn ein Beitrag die Lachmuskeln aktiviert. Allerdings muß ich feststellen, daß von der Anfangsbegeisterung bei den ersten Festivals nichts mehr da zu sein scheint. Seit mensch den Festivalturnus von zwei auf ein Jahr reduziert und die ursprüngliche Leitung verabschiedet hat, macht die ganze Sache keinen Spaß mehr. Der Genuß ist mittlerweile einer Spielästhetik im Rechner angelehnt. Die ursprüngliche Kunst, die sowohl in der Gestaltung, der Erzählung und der Musik besondere Bedeutung hatte und damit die Phantasie anregte, ist alles in allem, trotz zahlreicher Sterne im Geschäft, abgeflacht. Ursprünglich aus der Trickfilmklasse an der Stuttgarter Kunstakademie hervorgegangen, hatte der Gründer Albrecht Ade dann die Filmakademie Ludwigsburg mit geboren und anfangs geleitet, ist dem Trickfilmfestival mittlerweile ein kommerzieller Charakter aufgedrückt worden, wie beispielsweise die Messe fmx, die parallel zum Festival stattfindet.

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