Malstrom

Ein Jazztrio aus Deutschland, das es in sich hat, in der Dieselstraße Esslingen gestern Abend zu hören. Malstrom, das ist der Altsaxophonist Salim Javaid, der Elektrobassist Axel Zajac und Jo Beyer am Schlagzeug. Mit dabei noch als spezieller Gast Jazzprofessor Florian Weber am Klavier, er hat zahlreiche Projekte auf dem Buckel, zum Beispiel die Gruppe Minsarah, die unter anderem mit Lee Konitz unterwegs war, oder ein Projekt mit Samy Deluxe, dem besten Freistilsprecher in der Republik.

Das Konzert der Vier war frisch, packend, unterhaltsam, nie langweilig. Dieses Quartett ist noch blutjung, beherrscht aber seine Instrumente im Schlaf. Programmacher Manfred Müller hat einmal wieder ein gutes Näschen gehabt, Schade, daß das Haus nicht von Gästen aus allen Nähten platzte. Malstrom hat als Trio erst zwei Scheiben selbst veröffentlicht. Mit Florian haben sie schon aufgenommen und suchen noch nach einem Verlag, der dieses Gesamtkunstwerk pressen läßt.

Etikett/en: ,

Posaunentasten

Das jüngste Konzert in der legendären Jazzreihe in der Dieselstraße in Esslingen wurde von einem Duo bestritten. Zwei Meister ihres Fachs, in ihrer Einfachheit Giganten. Zum Einen Nils Wogram an der Posaune, der Braunschweiger lebt in Zürich. Zum Anderen Bojan Zulfikarpasic, am Klavier und Fender Rhodes, der aus Belgrad stammt und in Paris wohnt. Es ist faszinierend wie hier der führende Deutschjazzer mit dem Balkanesen zusammenspielt, leise und ohne Effekte. Nils und Bojan sind mit Preisen überhäuft.

Die zwei hatten sich in einer alten Mühle in Polen getroffen, um für eine Woche zu proben, komponieren und aufzunehmen. Und zusammen Kochen. Herausgekommen ist die magische Scheibe namens Housewarming. Das erste gemeinsame Album der beiden wurde von Wogram verlegt. Auf der letzten Messe Jazzahead in Bremen wurde das Projekt öffentlich gemacht und Manfred Müller, der das Jazzprogramm in der Dieselstraße seit langen Jahren gestaltet, hatte zugegriffen.

Nils wird wohl immer mehr der Nachfolger des berühmtesten deutschen Jazzmusikers Albert Mangelsdorff (ebenfalls Posaunist) und Bojan kommt mit seiner Brillianz gleich nach Joachim Kühn in Europa. Nils hat schon oft im Theaterhaus musiziert, zum ersten Mal in der neuen Dieselstraße. Bojan war erst einmal hier, wie er betonte vor 23 Jahren (mit dem wunderbaren Azur Quartet vom Pariser Bassisten Henri Texier). Der Klavierderwisch wurde übrigens gestern 49 Jahre alt, er nennt sich schon seit Jahren der Einfachheit halber Bojan Z.

Etikett/en: ,

Dafnis Prieto Proverb Trio

Ein irrsinniger Derwisch am Schlagzeug, der in New York arbeitende und lehrende kubanische Schlagzeuger Dafnis Prieto trat mit einem Trio am 16. Januar 2012 in der Dieselstraße in Esslingen innerhalb des Jazzprogramms auf. Die zwei anderen an seiner Seite waren Jason Lindner ebenfalls aus New York an den elektronischen Tasteninstrumenten, und die Stimme lieh der vielfältige Kokayi, auch aus der Weltstadt stammend. Spektakulär waren die Rhythmen, es waberte und rotierte die Bühne, ohne Pause waren die Drei über anderthalb Stunden hochkonzentriert und es wurde nie langweilig. Prieto hatte erst vor Kurzem den zweithöchsten Kulturpreis nach dem Literaturnobelpreis erhalten, den MacArthur Fellowship, der mit 500.000 Dollar dotiert ist. Ein gelungener Abend, wie immer organisiert vom unermüdlichen Manfred Müller.

Etikett/en: ,