Kommentar 02.04.10

Armut

‚Eure Armut kotzt mich an‘ pflegte ein Funktionär der Partei zu sagen, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Besserverdienenden auf die Fahnen geschrieben hat. Oder der Vorstandsvorsitzende des größten Lebensmittelkonzerns auf unserem Planeten, Maucher von Nestlé: ‚Arbeitslose sind Wohlstandsmüll!‘. Der Spruch ‚Leistung muß sich wieder lohnen!‘ von der besagten Partei meint die Tatsache, daß die Unterschicht sich schön brav krank arbeiten und unter sich bleiben soll. Den hermetisch abgeriegelten Geldadel stört es nämlich, wenn von unten jemand anklopft. Wie ein Musiker vor Jahren in Rudolstadt feststellte: ‚Alle Regierungen der Welt sind nur dazu da, die Reichen vor den Armen zu schützen!‘ und damit den Kern getroffen hat. Die Armen sind gut genug, als Kanonenfutter für die Bürgerkriege einer Handvoll Schwerverbrecher herzuhalten, die im Luxus ersaufen und die im Schlimmsten aller Fälle im Exil an der Cote d’Azur an einem Herzinfarkt wegen Verfettung sterben.

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Jerusalem

Ein Fünftel der Einwohner dieser israelischen Stadt ist dem ultraorthodoxen Lager zuzuordnen. Dieses prägt immer mehr das Stadtbild und drückt dem Alltag seinen Stempel auf. Das geht dann soweit, daß es Geschlechtertrennung in den öffentlichen Bussen gibt. Am Sabbat ziehen die Strenggläubigen durch die Altstadt und verjagen Händler, die an diesem jüdischen Feiertag ihre Geschäfte machen wollen. Überall sind Tafeln und Plakate geklebt, in denen auf eine koschere Lebenshaltung gedrängt wird. Zum Beispiel schreiben sie den Frauen ihre Kleidung vor. Diese ganze Folklore, die mit einer Verbissenheit sondergleichen betrieben wird, spaltet die Gesellschaft. Links sind die Laizistinnen, also diejenigen, die für die strikte Trennung von Glaube und Staat eintreten, rechts ihre Gegnerinnen, die aberwitzige Vorschriften entwickelt haben, von denen selbst in der Thora (den fünf Büchern Mose in der christlichen Bibel) nichts steht. Jerusalem ist eine arme Stadt, da die Orthodoxen nicht arbeiten und keine Steuern zahlen. Außerdem sind sie von der Wehrpflicht befreit, die für alle jungen Männer und Frauen in Israel gilt.

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Elfenbeinküste

Wie in ganz Afrika ist auch in diesem Staat AIDS ein großes Problem und die häufigste Todesursache. In einer Stadt im Zentrum des Landes gibt es seit 10 Jahren ein Gesundheitszentrum, gegründet und geleitet von einer Sozialarbeiterin. Hier werden die Patienten ganzheitlich betreut. Sie bekommen die nötigen Medikamente, HIV-Tests, Gruppentherapie, Einzelberatung. Viele Kinder haben den Virus und sind verwaist, da beide Elternteile an AIDS verstorben sind. In der patriarchalisch geprägten Gesellschaft wird die Verantwortung für die Infektion mit dem HIVirus den Frauen in die Schuhe geschoben. Erkrankte werden von ihrer Umgebung gehänselt, so daß sie ihre Ansteckung verheimlichen müssen. Viele tragen den Virus schon seit Jahren, ohne sich testen zu lassen. Ist die Krankheit festgestellt, ist der richtige Umgang damit gefragt. Das heißt: wie sage ich es der Partnerin, den Kindern, den Verwandten? Seit zwei Jahren nun schon ist die Medikamentenausgabe zur Stabilsierung der Kranken kostenlos, aber die Krankheit selbst ist ja bekanntlich noch immer nicht heilbar.

Etikett/en:

Spielzettel 26.03.10

Eröffnung mit dem Klingeln von Monty Alexander (p) und Monticello

Duke Ellington (p) – The Mooch

Duke Ellington – Black And Tan Fantasy

Bully Buhlan (voc) und Erwin Lehn – Chattanooga Choo Choo

The Bad Plus – 1980 World Champion

Silje Nergaard (voc) – Me Oh My

Roy Eldridge (tp) – Wrap Your Troubles In Dreams

Henri Texier (b) Azur Quartet – Amazone Blues

Zorn, Lewis, Frisell – News For Lulu; KD’s Motion; Funk In Deep Freeze; Melanie; Melody For C; Lotus Blossom

Nguyen Le (g) – Azur

Kompaktscheibe der Woche: ‚News For Lulu‘ mit John Zorn (as), George Lewis (tb), Bill Frisell (g) 1987

Kommentar 26.03.10

Sexueller Mißbrauch

Das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, sind sexuelle Handlungen an einem Kind. Mit diesem Verbrechen wird die Seele der Betroffenen für den Rest des Lebens gebrochen. Das Kind, das in brutalster und verachtenswertester Weise vom Vater, Opa, Onkel oder Bruder vergewaltigt wird, hat für den Rest seines Lebens unter den Folgen dieser Taten zu leiden. Es kann nie ein normales Verhältnis zum anderen Geschlecht aufbauen, da dieses Trauma im Hintergrund immer als Störfaktor dabei ist. Und es geht den Täterinnen nicht um das Ausleben des Geschlechtstriebs, sondern einzig allein um eine Machtdemonstration gegenüber dem Opfer. Da kommen einige Fragen auf: was kann man tun, um solche Straftaten im Vorfeld zu verhindern? Wie kann man Kinder schützen? Wieso sollen Erzieherinnen nicht wie in anderen Ländern ihren Beruf studieren, um die Kinder in den Kindergärten besser für dieses Tabuthema zu sensibilisieren und ihnen einen starken Charakter mitzugeben um ihren Erziehungsberechtigten ein klares Nein zu entgegnen? Welche Organisation bringt dieses Thema in die Öffentlichkeit? Wieso haben Kinder weniger Rechte als die Erwachsenen und keine Stimme, die vernommen wird? Das sind alles Fragen an unsere ach so tolle Demokratie, die hier absolut versagt.

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