Bosnien

1995 wurde im Abkommen von Dayton der blutige Krieg beendet. Offiziell ging es dabei um religiöse Auseinandersetzungen, in Wirklichkeit haben sich eine Handvoll Nationalisten bei dieser Gewaltorgie mit dem Blut der einfachen Menschen immens bereichert. Nun stimmen 3 Millionen Wahlberechtigte am 3. Oktober über einen gemeinsamen Präsidenten der Republika Srpska und der bosniakisch-kroatischen Föderation ab. Außerdem werden die Parlamente gewählt und über eine neue Verfassung abgestimmt. Die Bürgerinnen wohlen das gegenseitige Abschlachten hinter sich lassen und wünschen sich eine baldige Aufnahme in die Europäische Union. So hoffen sie, die hohe Arbeitslosigkeit zu überwinden. In den Einkaufszentren ist nicht mehr die Religion entscheidend. Außerdem stellen Bürgerinnen fest, daß man über Jahrhunderte friedlich zusammengelebt hatte und in Jugoslawien vieles besser war. Nun setzt mensch auf Politikerinnen, die versöhnen und nach vorne blicken. Das zwanghafte Geschichtsdenken wird wohl oder übel bald an den Nagel gehängt werden müssen.

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Brasilien

Am 3. Oktober werden 135 Millionen Wahlberechtigte über die neue Präsidentin abstimmen. Der Arbeiterführer Lula, der in den letzten 8 Jahren das Land an der Spitze zu einer Großmacht umgebaut hat, darf nicht mehr kandidieren. Seine Nachfolgerin wird wohl seine derzeitige Ministerin Dilma Rousseff. Ihr winken schon im ersten Wahlgang über 50 % der Stimmen. Insgesamt bewerben sich 9 Personen um das Präsidentenamt. Wichtig darunter ist der Bürgermeister von Sao Paulo, der die konservative Opposition vertritt und eine ehemalige Umweltministerin, die für die grüne Partei ins Rennen geht. Ihr Zweitkandidat ist ein Milliardär, der durch Biokosmetik reich geworden ist. Unter Lula, dessen Politik von 80 % der Bevölkerung als gut angesehen wird, rückten 32 Millionen Arme in die Mittelschicht auf. Er hat das Land zu einem Energieriesen gemacht. Die Favelas, die Armenviertel, bekamen Strom, Wasser und Kanalisation und außerdem ein Programm zur Ernährung, das Fome Zero, zu deutsch Null Hunger benannt wurde. Rousseff ist 62 Jahre alt und wurde unter der Militärdiktatur gefoltert. Sie hat sich im Laufe des Wahlkampf aus dem Schatten der Lichtgestalt Lula herausgearbeitet. Nun haben die brasilianischen Wählerinnen das Wort. Sie werden über das Schicksal der achtgrößten Volkswirtschaft auf unserem Planeten und einer neuen Großmacht abstimmen.

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