Peru

In diesem südamerikanischen Andenstaat ist die Wasserversorgung ein hochpolitisches Problem. Die Gletscher in den Bergen schrumpfen zusehends, ein Ergebnis der vom Menschen verursachten Erderwärmung. Die Hauptstadt Lima mit ihren 8 Millionen Einwohnerinnen ist nach Kairo die trockenste Metropole des Planeten. Hier regnet es nie. Die Armen in den Elendsvierteln an den Stadträndern sind nicht an die städtische Wasserversorgung angeschlossen, bekommen aber teilweise Strom. Private Wassertankwägen bringen ihnen verunreinigtes Wasser zum zehnfachen Preis dessen, was die Wohlhabenden an die Stadt zahlen, die vom Wasserkraftwerk beliefert werden. Das öffentliche Leitungssystem ist marode und 40 % des Wassers geht so beim Transport in die Haushalte verloren. Das Abwasser gelangt ungeklärt offen ins Meer. Die Kleinkinder leiden besonders am unreinen Wasser, in dem Schwermetalle sind, und haben deswegen Krankheiten. Für die nationale Regierung, die seit zwei Jahren über einen Umweltminister verfügt, stehen wegen des Wasserproblems riesige Ausgaben bevor. Die Bürger organisieren sich bereits in dem Zusammenschluß ‚Peruaner ohne Wasser‘.

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volxmusik 02.10.10

Zu Gast bei amokfisch im Freien Radio für Stuttgart war Wolfgang Schramm vom Kulturpalast. Es gab keltische Musik aus deutschen Landen. Um es zuzuordnen: ursprünglich aus der Bretagne, Irland, Schottland. All die Plätze, an denen das Christentum nicht alles weggewischt hat. Es stellt sich die Frage, wen Wolfgang alles nicht kennt. Erstaunlich jedenfalls war das, was er für die Sendung von seinen deutschen Freundinnen mitgebracht hatte. Ein breites Spektrum von Exilanten und Einheimischen, die sich mit Haut und Haar dem keltischen Musikerbe verschrieben haben. Und das alles auf höchstem Niveau. Ich habe nur gestaunt, was ich alles noch nicht kannte.

Spielzettel 23.07.10

Eröffnungsklingeln mit Monticello vom Monty Alexander (p) Trio

Carmen McRae (voc) – You Are The Sunshine Of My Life

Abbey Lincoln (voc) – Afro Blue

Tony Scott (cl) – Lullaby Of Birdland

Ornette Coleman’s (as) Prime Time – Latin Genetics

Marcus Miller (eb,ss) – Sophie

Charlie Mingus (b) – Cryin‘ Blues; Moanin‘; My Jelly Roll Soul; E’s Flat AH’s Flat Too

Louis Sclavis (cl), Henri Texier (b), Aldo Romano (dr) – Hauts plateaux

Esbjörn Svensson (p) Trio – Goldwrap

Kompaktscheibe der Woche: Blues & Roots von Charlie Mingus (b) 1959 mit Jackie McLean und John Handy (as), Booker Ervin (ts), Pepper Adams (bs), Jimmy Knepper und Willie Dennis (tb), Horace Parlan und Mal Waldron (p), Dannie Richmond (dr)

Kommentar 23.07.10

Bier

Ein unvermeidliches modisches Kleidungsstück in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist schon seit längerem die Bierflasche, die immer offen, hin und wieder an den Mund geführt wird. Die Flaschenlosen werden einfach wie Luft behandelt. Der Konsum des legalen Suchtmittels Bier verbindet Burschenschaften mit Punks: bei beiden Folkloretruppen ist dieses Getränk das Letzte, was mensch entbehren möchte. Daß sich Jugendliche endlich einmal in ihrem langweiligen Leben ohne Krieg und Totschlag beachtet fühlen, wenn sie nach dem Komasaufen im Krankenhaus aufwachen, ist wiederum eine neue modische Erscheinung. Vorglüherinnen belästigen Kundinnen vor den Supermärkten, wo sie den Stoff ihres enthemmten Kults ohne Probleme erstehen, auch wenn sie noch nicht volljährig sind. Und daß nicht über den Totschlag durch einen Bierkonsumten berichtet wird, ist selbstverständlich, da ein Revolverblatt ja nicht die Anzeigenkunden der Bierindustrie vergraulen will.

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Kati Brien Quintett und Wolfgang Puschnigs Fulsome auf dem Rathausplatz Fellbach

Am Samstag, den 16. Juli spielten zwei Jazzformationen innerhalb des europäischen Kultursommers 2010 der Stadt Fellbach, der diesmal die Länder Kroatien und Österreich in den Mittelpunkt stellt. Es lag nahe die aus dem Ort stammende Altsaxophonistin Kati Brien mit ihrem Quintett einzuladen. Diese blutjunge Gruppe aus Berlin spielte hochprofessionell auf und bot herzerwärmenden zeitgenössischen Jazz (es hatte merklich abgekühlt und zum Glück bei dieser Freiluftveranstaltung nicht geregnet). Magnus Schriefls Trompete erinnerte an Kenny Wheeler, bei Brien hörte man das Vorbild Kenny Garrett heraus und auch die drei von der Rhythmusgruppe setzten deutliche Akzente.

Nach der Pause dann die Sensation: ‚mein alter Freund aus Philadelphia‘, so Puschnig, stand auf der Bühne: der Bassist der Freefunktruppe Prime Time um Ornette Coleman, Jamalaadeen Tacuma, hatte sich in diese Kleinstadt gewagt. Er bot waghalsige Läufe und trieb das ganze Projekt mit dem Tubisten Jon Sass und einem Schlagzeuger, der ebenfalls wie der Überflieger Puschnig aus Österreich stammt, voran. Die Stimmung war prächtig, Puschnig, wieder mal bestens gelaunt, bot sein ganzes Können auf Altsaxophon und Querflöte dar. So erklangen auch die Latin Genetics von Ornette oder ein unbekannteres Stück von Thelonious Monk.

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