Bolivien

Bei den Chiquito-Indianerinnen pflegt mensch die Barockmusik. Kleine Kinder ab 3 Jahren erlernen dort die dafür notwendigen Instrumente, hauptsächlich sind dies Geigen. Das Ganze geht auf die Jesuiten zurück, die vor 200 Jahren die Heiden mit europäischer Musik zu missionieren versuchten. Die Christen sind weg, geblieben ist die Musik, die sie mitgebracht hatten. Viele musikalische Bürgerinnen kristallisieren sich hier im Urwald heraus, die europäische Musikerinnen, die zu Besuch in dem südamerikanischen Land sind, zum Staunen bringen. Die Ureinwohnerinnen zeigen auf diesem Gebiet sehr viel Geschick und Ehrgeiz. Für sie ist es ein gutes Gegenmittel für die Dekadenz des Kapitalismus.

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Kommentar 8.10.10

Banken

Welcher Wirtschaftszweig hat die größten Paläste und die tollste Werbung? Sie saugen uns das Blut aus und wir sind machtlos. Bei meiner Bank beispielsweise muß man für das Kontoüberziehen 13 Prozent Zins zahlen, ist man im schwarzen Bereich, bekommt man gar nichts. Wie der alte Brecht zu sagen pflegte: Es ist ein größeres Verbrechen, eine Bank zu gründen, als eine Bank auszurauben. Sie entscheiden über das Wohlergehen der Selbständigen, die auf Kredite angeweisen sind. Bei der sogenannten Finanzkrise haben eine Handvoll Bankangestellte hohl gedreht. Das ging dann soweit, daß der Finanzminister von George W. Bush die Lehman Brothers in die Insolvenz gejagt hat, da er vorher für die Konkurrenz dieser Bank gearbeitet hatte. Innerhalb eines Wochenendes ging dies über die Bühne. Der anschließende Erdrutsch auf dem Planeten war die Folge. Jedenfalls war auch der Oberste dieses Geldinstituts mit seinem Machogetue auch kein Held. Die Zukunft gehört den Kleinkrediten, die viele Menschen aus der Armut führen kann. Und mensch kann auch von der Scharia lernen, in der das Zinsnehmen verboten ist. Abgesehen davon, daß dieses islamische Recht mit der Steinigung von Frauen beispielsweise nicht gerade die Menschenrechte fördert.

Etikett/en:

Spielzettel 1.10.10

Eröffnungsklingeln mit Monticello vom Monty Alexander (p) Trio

Nils Petter Molvaer (tp) – Axis Of Ignorance

The Swingle Singers – Fuge Nr. 2 vom wohltemperierten Klavier

John Scofield (g) – Shinola

Kenny Burrell (g) – Wavy Gravy

Steve Coleman (as) And Five Elements – 64 Path Bindings

Don Pullen (p) & Sam Rivers (ts) – Joycie girl

Mc Kinney’s Cotten Pickers – Put It There

Jaco Pastorius (eb) – Donna Lee

Monk’s Casino – Played Twice

Massada String Trio – Sother

Kommentar 1.10.10

Demokratie

Zu Zeiten der alten Griechen hatten nur die adligen Männer das Wahlrecht. Alle anderen, auch damals gab es Sklavinnen wie heute, durften nicht mitwirken bei der Willensbildung des Volkes. Nach der französischen Revolution bekamen die männlichen Bürger Stimmrecht. 1918 in Deutschland: erstmals dürfen die Frauen wählen. 2010: weder Kinder, geistig Behinderte, nichtdeutsche Inländerinnen noch Obdachlose dürfen wählen. Demokratie heißt Herrschaft des Volkes. Dazu ist nur zu sagen: ein Mensch, eine Stimme. Was nach der Apartheid in Südafrika möglich wurde, muß uns Vorbild sein: keine Ausgrenzung mehr von Minderheiten! Mit Beginn der Schwangerschaft sollte eine Frau eine zweite Wahlstimme bekommen, nach der Geburt müssten sich Mutter und Vater einigen, wer die Stimme für das Kind verwaltet. Sobald es dann Lesen und Schreiben kann, muß es selbst Wählen dürfen. Jede, mit oder ohne festen Wohnsitz, muß ebenfalls das Recht zur Wahl bekommen, egal welche Hautfarbe, welche Farbe der Paß hat oder wenn gar kein Paß da ist. Das Recht der Schweizerinnen zu Volksabstimmungen hat ihnen nicht geschadet, im Gegenteil. Dort herrscht kein Bürgerkrieg und sie sind nach wie vor nicht gezwungen, in die Europäische Union einzutreten. Radikaldemokratie heißt aber noch viel mehr: Ablehnung von Gewalt, freie Wahl der Heimat, Zerschlagung der Meinungsführerschaft der Konzerne, nicht nur eine gläserne Bürgerin, sondern eben auch eine gläserne Verwaltung, Einbindung der außerparlamentarischen Opposition in die öffentliche Meinungsbildung, dezentrale Strukturen, eine regiofairbiologische Versorgung, Solidarität mit den Schwachen und vieles mehr.

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Bosnien

1995 wurde im Abkommen von Dayton der blutige Krieg beendet. Offiziell ging es dabei um religiöse Auseinandersetzungen, in Wirklichkeit haben sich eine Handvoll Nationalisten bei dieser Gewaltorgie mit dem Blut der einfachen Menschen immens bereichert. Nun stimmen 3 Millionen Wahlberechtigte am 3. Oktober über einen gemeinsamen Präsidenten der Republika Srpska und der bosniakisch-kroatischen Föderation ab. Außerdem werden die Parlamente gewählt und über eine neue Verfassung abgestimmt. Die Bürgerinnen wohlen das gegenseitige Abschlachten hinter sich lassen und wünschen sich eine baldige Aufnahme in die Europäische Union. So hoffen sie, die hohe Arbeitslosigkeit zu überwinden. In den Einkaufszentren ist nicht mehr die Religion entscheidend. Außerdem stellen Bürgerinnen fest, daß man über Jahrhunderte friedlich zusammengelebt hatte und in Jugoslawien vieles besser war. Nun setzt mensch auf Politikerinnen, die versöhnen und nach vorne blicken. Das zwanghafte Geschichtsdenken wird wohl oder übel bald an den Nagel gehängt werden müssen.

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