Tagebuch Nummer 5

Dienstag, 26.05.09 Nun ist also das nach den olympischen Spielen zweitgrößte Medienspektakel unseres Planeten, das Filmfestival von Cannes, zu Ende. Der Stil des Preisträgers der Goldenen Palme, des Österreichers Michael Haneke, sagt mir nicht zu. Ich habe zwei seiner Filme gesehen, beide mit der Festivalpräsidentin Isabelle Huppert, und ich fand die ziemlich ätzend. Zum Beispiel die Klavierspielerin nach Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Jedenfalls haben die Leute in Cannes Schwerstarbeit geleistet, es gab noch ein Zimmer dieser Tage dort für läppische 25.000 Euro. Also der Markt machts. Die Kritiker mußten 5 Filme pro Tag absolvieren. Trotzdem haben diese es besser, als die, die Literatur rezensieren. Die brauchen ein bis zwei Tage für ein Buch um dann für einen Artikel darüber höchstens mal 200 Euro zu bekommen. Deshalb passen diese Leute auch in eine einzige Wohnung des Suhrkamp-Verlags bei der Frankfurter Buchmesse. Man kennt sich und entscheidet über den Erfolg von Büchern, die eh schon beworben werden. Aber auch hier geht es nicht um Kultur, sondern nur ums Geschäft. Ein bescheiden aussehender Autor hat keine Chance.

Freitagabend habe ich mir einen Film von Spaniens Starregisseur Pedro Almodovar auf arte angeguckt. Ich mag ja seine Filme nicht besonders. Auch dieser hatte mal wieder die Transsexualität zum Thema und die Lust der Zölibadmänner an Knaben ist ja auch nichts Neues. ‚La mala education‘: ein gut gemachter Film um einen schwulen und natürlich erfolgreichen Regisseur und dem Mord an seinem Internatskumpel.

Samstagmorgen wieder auf dem Markt. Keine besonderen Vorkommnisse. Wir waren mehr Kandidaten, als Leute, die extra zu uns kamen. Dann kam Abends ‚Hook‘ von Steven Spielberg mit Julia Roberts, Robin Williams und Dustin Hoffmann auf Kabel 1. Trotz dieser Besetzung ein ziemlich banal bunter, aufwendiger Kinderfilm um den erwachsenen Peter Pan. Den Schluß habe ich nicht mitbekommen, bin eingeschlafen.

Sonntag waren wir 30 bis 40 Leute zum Weißwurstfrühstück der SPD beim Reit-und Fahrverein in Fellbach. Schönes Wetter, angenehme Gesellschaft, gute Gespräche. Am Abend lauschte ich dann dem ‚Radio Tango‘ im Theaterhaus. Eine Schau um das Stuttgarter Tanzpaar Enrique y Judita, mit einem Tangosextett (Klavier, Bass, 2 Bandoneon und 2 Geigen) und einem Sänger, der auf große Begeisterung stieß. Der Besuch war zufriedenstellend, die Aufführung technisch gut und die Idee um einen Radiomoderator herum, der leider spanisch quasselte, ganz nett. Bemerkenswert immer wieder, daß beim Tango trotz des engen Aneinander keine Küsse ausgetauscht werden.

Montag abend Vorstandssitzung. Unser Plan, einen Bus mit unserer Werbung fahren zu lassen, scheiterte an der Weigerung der SSB, dies auch Parteien zu ermöglichen. Wir holen uns dann den Genossen Wolfgang Huber, Landesbischof in Berlin und noch Vorsitzender des Rates der evangelischen Kirchen in Deutschland. Über ihm gibt es nichts, auch keinen Papst, abgesehen vom Weltkirchenrat. Dann wird Martin Schulz kommen (siehe Tagebuch eins) und Wolfgang Drexler (ehemals Generalsekretär der Südwest-SPD und Landtagsfraktionsvorsitzender) oder Ute Vogt. Es bleibt spannend in Fellbach. Und in zwei Wochen dann die Wahlen. Du mußt da unbedingt hingehen, auch die Europa-Wahl ist sehr wichtig, es geht um ein Gegengewicht gegen die übermächtige EU-Kommission. Und wenn du keine Zeit hast, beantrage Briefwahl.