Moscow Art Trio beim Osterjazz

20 Jahre haben sie nun schon auf dem Buckel, genau so lange wie die kapitalistische Revolution, die die Sowjetunion wieder in einen Feudalstaat zurückverwandelte. Das Moscow Art Trio besteht aus drei Individualisten, die auch mit leisen Tönen glänzten. Zum einen ist da der Klavierspieler Mikhail Alperin, gefolgt vom Hornisten Arkady Shilkloper und dem Sänger, Klarinettisten und Flötenspieler Sergey Starostin. Die drei aus Moskau haben es einfach drauf und beherrschen ihre Instrumente perfekt. Einzeln spielten sie genauso exakt wie zu dritt oder zu zweit. Sie waren nicht zum ersten Mal im Theaterhaus und brachten einfach einen ganz eigenen Ton in die Stahllagerhalle am Pragsattel.

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Vijay Iyer Trio beim Osterjazz

Ein fulminanter Auftakt der 24. Internationalen Theaterhaus Jazztage: der Ersatz für den verhinderten Karl Berger wurde erst vor zwei Wochen engagiert: das Vijay Iyer Trio ist extra aus New York eingeflogen worden. Das Klaviertrio verkörpert drei Kontinente: Iyer mit Vorfahren aus Asien (Indien) am Klavier, Stephan Crump am Bass für Europa und am Schlagzeug Marcus Gilmore als Repräsentant Afrikas. Alle Drei junge Amerikaner aus den Vereinigten Staaten. Iyer ist ebenso wie seine Kollegin Geri Allen längst dem Musikerkollektiv M-Base aus Brooklyn entwachsen. Allen hat es in das Quartett des größten auf Erden wandelnden Musiker Ornette Coleman geschafft. Mal sehen, wie weit Iyer kommt. Heute Abend jedenfalls öffnete er einem das Herz mit warmen, aber auch kalten Klängen.

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Kommentar 02.04.10

Armut

‚Eure Armut kotzt mich an‘ pflegte ein Funktionär der Partei zu sagen, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Besserverdienenden auf die Fahnen geschrieben hat. Oder der Vorstandsvorsitzende des größten Lebensmittelkonzerns auf unserem Planeten, Maucher von Nestlé: ‚Arbeitslose sind Wohlstandsmüll!‘. Der Spruch ‚Leistung muß sich wieder lohnen!‘ von der besagten Partei meint die Tatsache, daß die Unterschicht sich schön brav krank arbeiten und unter sich bleiben soll. Den hermetisch abgeriegelten Geldadel stört es nämlich, wenn von unten jemand anklopft. Wie ein Musiker vor Jahren in Rudolstadt feststellte: ‚Alle Regierungen der Welt sind nur dazu da, die Reichen vor den Armen zu schützen!‘ und damit den Kern getroffen hat. Die Armen sind gut genug, als Kanonenfutter für die Bürgerkriege einer Handvoll Schwerverbrecher herzuhalten, die im Luxus ersaufen und die im Schlimmsten aller Fälle im Exil an der Cote d’Azur an einem Herzinfarkt wegen Verfettung sterben.

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Jerusalem

Ein Fünftel der Einwohner dieser israelischen Stadt ist dem ultraorthodoxen Lager zuzuordnen. Dieses prägt immer mehr das Stadtbild und drückt dem Alltag seinen Stempel auf. Das geht dann soweit, daß es Geschlechtertrennung in den öffentlichen Bussen gibt. Am Sabbat ziehen die Strenggläubigen durch die Altstadt und verjagen Händler, die an diesem jüdischen Feiertag ihre Geschäfte machen wollen. Überall sind Tafeln und Plakate geklebt, in denen auf eine koschere Lebenshaltung gedrängt wird. Zum Beispiel schreiben sie den Frauen ihre Kleidung vor. Diese ganze Folklore, die mit einer Verbissenheit sondergleichen betrieben wird, spaltet die Gesellschaft. Links sind die Laizistinnen, also diejenigen, die für die strikte Trennung von Glaube und Staat eintreten, rechts ihre Gegnerinnen, die aberwitzige Vorschriften entwickelt haben, von denen selbst in der Thora (den fünf Büchern Mose in der christlichen Bibel) nichts steht. Jerusalem ist eine arme Stadt, da die Orthodoxen nicht arbeiten und keine Steuern zahlen. Außerdem sind sie von der Wehrpflicht befreit, die für alle jungen Männer und Frauen in Israel gilt.

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Elfenbeinküste

Wie in ganz Afrika ist auch in diesem Staat AIDS ein großes Problem und die häufigste Todesursache. In einer Stadt im Zentrum des Landes gibt es seit 10 Jahren ein Gesundheitszentrum, gegründet und geleitet von einer Sozialarbeiterin. Hier werden die Patienten ganzheitlich betreut. Sie bekommen die nötigen Medikamente, HIV-Tests, Gruppentherapie, Einzelberatung. Viele Kinder haben den Virus und sind verwaist, da beide Elternteile an AIDS verstorben sind. In der patriarchalisch geprägten Gesellschaft wird die Verantwortung für die Infektion mit dem HIVirus den Frauen in die Schuhe geschoben. Erkrankte werden von ihrer Umgebung gehänselt, so daß sie ihre Ansteckung verheimlichen müssen. Viele tragen den Virus schon seit Jahren, ohne sich testen zu lassen. Ist die Krankheit festgestellt, ist der richtige Umgang damit gefragt. Das heißt: wie sage ich es der Partnerin, den Kindern, den Verwandten? Seit zwei Jahren nun schon ist die Medikamentenausgabe zur Stabilsierung der Kranken kostenlos, aber die Krankheit selbst ist ja bekanntlich noch immer nicht heilbar.

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