Kommentar 22.10.10

Flüchtlinge

Ein Mensch, der gezwungen ist, sein Land fluchtartig zu verlassen, hat oft ein Trauma erlitten. Überlebt die Person die Flucht in einen Nachbarstaat oder ein demokratisches Land, ist sie zu ihrem Leid auch noch dem Rassismus und dem Haß der Einheimischen ausgesetzt. Aber trotz all dieser Unannehmlichkeiten ist der Unterschied zwischen Aufnahmeland und Heimat so groß, daß viele froh wären, sie könnten fliehen. Eine große Flüchtlingswelle gab es auch nach dem zweiten Weltkrieg, als Schlesier, Ostpreußen und Sudeten ihr Hab und Gut zurücklassen mußten und in der Bundesrepublik oder der DDR eine Existenz von Neuem aufbauen mußten. Auch hier gab es viele Tote und Leid. Im Westen angekommen, waren sie die Flüchtlinge, die von den alteingesessenen Bürgerinnen geschnitten wurden, ähnlich wie bei uns die sogenannten Gastarbeiterinnen diskriminiert werden. Das ist nun zwar auch schon Geschichte, wiederholt sich aber in den Ländern des Südens in großem Ausmaß in der Gegenwart. Wir sollten dies nicht vergessen und die Geschundenen, die bei uns lebend ankommen, mit Respekt und Verständnis behandeln. Sie benötigen unseren Schutz, ist es nicht letztlich die Folge unserer eigenen Politik, daß diese Menschen fliehen müssen. Niemand auf der Welt will seine Heimat verlassen, ist aber oft des nackten Überlebens wegen gezwungen, sie zu verlassen.

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China

Wegen der Pressezensur durch die kommunistische Zentralregierung kennt im Land kaum jemand den aktuellen Friedensnobelpreisträger Lui Xiabao. Die Frau des chinesischen Dissidenten wird vor der Weltpresse abgeschirmt. Ein ehemaliges Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei ist seit 1989 unter Hausarrest. Er hat die Demokratiebewegung seinerzeit am Platz des himmlischen Friedens in Peking unterstützt. Seiner Meinung nach kann ein demokratischer Wandel nicht von außen kommen, sondern muß von innen bei der Führung des Landes beginnen. Das Wirtschaftswachstum allein bringt China nicht den Fortschritt an sich. Nur an der Universität in Peking, von wo die Demokratiebewegung seinerzeit ausging, sind Professorinnen und Studentinnen informiert. Sie verstehen es wie wenige, die staatlichen Zensuren im Zwischennetz zu umgehen. Und in Hongkong, der ehemaligen britischen Kolonie, werden für die Freilassung Xiabaos Unterschriften gesammelt und dort wurde auch eine Freiheitsstatue in Menschengröße aufgestellt.

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Mexiko

Das Land leidet extrem unter der Herrschaft der Drogenkartelle, die den Kokainhandel für die Vereinigten Staaten im Norden des Landes organisieren. Dutzende von Journalistinnen wurden hier in den letzten Jahren umgebracht. Nach diesen Hinrichtungen bleiben die Staatsanwaltschaften untätig aus Angst vor den Verbrechern. Die Presse muß bestimmte Grundregeln einhalten: nicht für eines der konkurrierenden Kartelle Partei ergreifen und ebenso nicht für die Bundesregierung. Bei Zuwiderhandlung müssen sie militante Angriffe auf die Redaktionen erleiden und die Journalistinnen benötigen Personenschutz, wenn sie sich nicht mundtot machen lassen wollen. Bei einigen Städten hat die Presse jedoch resigniert und sich vor der Gewalt gebeugt. Ein Denkmal erinnert an die Morde an den Journalistinnen, von denen kaum einer aufgeklärt wurde.

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