Geschwister Well

Derb geht es zu, wenn sich drei Schwestern und drei Brüder der 17köpfigen Well-Familie ein musikalisch-kabarettistisches Stelldichein geben. Seither getrennt auf Musikreisen: die Biermösl Blosn, bekannt geworden durch Gerhard Polt und die Wellküren, die drei Schwestern. Aberwitzige musikalische Passagen auf allen möglichen und unmöglichen Instrumenten mit hohem musikalischen Können. Die 6 Geschwister Well haben im Theaterhaus vor jeweils 300 Zuhörerinnen an drei Abenden alles gezeigt, was sie können. Hackbrett, Tuba und Kontrabaß, aber auch Banjo und Dudelsack nebst Bachtrompete wurden durcheinander dargeboten. Immer wieder nur Gesang, dann Blaskapelle, witzige Moderationen, Reisen führen nach Amerika und China. Also rundum Weltmusik zum Ablachen, aber auf höchstem Niveau. Und die Mutter der Familie sitzt im Hintergrund der Bühne im Dirndl und gfreut sich. Sie wollte noch den alten Bahnhof sehen und ist deshalb mitgefahren nach Stuttgart.

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Mahala Rai Banda

Rolf Graser, der Geschäftsführer des Forums der Kulturen in Stuttgart, hat die Roma-Kapelle aus Rumänien ins Laboratorium gelotst. Die 9 Vollblutmusiker lieferten heiße Balkan-Rhythmen ab. Irrwitzige Passagen wechselten sich mit gekonnten Einzelimprovisationen ab. James Brown hätte seine wahre Freude an der Musik gehabt. Das lauschende Volk im ausverkauften Lab folgte den musikalischen Derwischen auf der Bühne tanzend. Die Musiker hatten einen großen Spaß, es gab viel zu schmunzeln. So legte beispielsweise der Posaunist einen kurzen Pausentanz hin, wie er in den Ghettos von  New York gepflegt wird. Heiß und dreckig war das Ganze. Das aktuelle Album der Truppe ist mit ‚Balkan Reggae‘ überschrieben.

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David Orlowsky

Der Tübinger David Orlowsky ist ein begnadeter Klarinettist und spielt mit seinem Trio Klezmermusik seit 15 Jahren. Zuerst adaptierten sie originale Kompositionen und dann im Laufe der Jahre gingen sie dazu über, eigene Klezmerstücke zu komponieren und das mit recht großem Erfolg. Ein Schallplattenkonzern gibt die Kompaktscheiben des Trios heraus, das neben Orlowsky aus dem Gitarristen Jens-Uwe Popp und dem bassisten Florian Dohrmann besteht. Die drei gaben wieder ein Konzert im Theaterhaus am 13. Oktober 2012 , diesmal erweitert um den virtuosen Mandolinen-Spieler Avi Avital und am Bandoneon Klaus Paier. Wunderschöne Musik, die den 500 Zuhörerinnen äußerst gut gefallen haben, um nach dem Applaus zu urteilen. Das Trio macht nach eigenem Etikett Kammerweltmusik. Das bringt es auf den Punkt.

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Step Across The Border

Nicolas Humbert und Werner Penzel aus München haben 1988 und 1989 diesen wunderbaren, experimentellen Schwarzweißfilm über den britischen Ausnahmemusiker Fred Frith gedreht. Der Gitarrist, Geigenspieler und Improvisator wurde in Japan, Deutschland, der Schweiz und New York begleitet. Fred blickt ja auf eine lange musikalische Karriere zurück und auch nach vorne. Angefangen hatte das alles mit den sensationellen Gruppen Henry Cow, Sceleton Crew, die originellen Rock boten. Abgesehen von schönen Bildern hört und sieht mensch in diesem Film folgende Musikerinnen: John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Tom Cora, Bob Ostertag und Zeena Parkins, um nur ein paar bekanntere Namen zu nennen.

Fred hat drei Jahre in Stuttgart gewohnt und ist mit einer Photographin aus Esslingen verheiratet. Er hat die Sendung ‚between the cracks‘ im Freien Radio für Stuttgart ins Leben gerufen und dort während dieser Zeit Musik aufgelegt. Schon seit Längerem ist er Professor für Komposition am Mills College in Oakland. Er war der erste Kollege aus der New Yorker Unterstadtszene, der einen Lehrauftrag erhalten hat.

Step Across The Border hat zahlreiche Preise eingesammelt und die weltweite Fred Frith-Gemeinde befruchtet. Diese Improvisation über knapp 90 Minuten in Mono gibt es zusammen mit einer halben Stunde Musikaufnahmen in Stereo als Filmscheibe beim Plattenverlag Winter und Winter zu kaufen. Im Fernsehen wurde der Dokumentarfilm nie gezeigt.

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Vusi Mahlasela

Dieser Mann hat eine Botschaft. Einfach gigantisch, was der Liedermacher aus Südafrika, nur mit einer Gitarre bewaffnet, bewirkt. Sein zweites Konzert im Theaterhaus fand anläßlich des einjährigen Geburtstags der Wochenzeitung kontext statt. Es ist dies ein Projekt von ehemaligen Journalistinnen der Stuttgarter Tageszeitungen (gehören allesamt einem Konzern). Mittwochs erscheint sie im Netz, samstags wird sie der taz (tageszeitung) beigelegt. Und mensch kann sie als Unterstützerin abonnieren (mittlerweile über 1000).

Mahlasela ist eine große Stimme Südafrikas, wenn nicht ganz Afrikas. Seine Ansagen in Englisch bringen die Sachen auf den Punkt. Wer nicht vergibt, bleibt sein Leben lang ein Gefangener. Er beruft sich auf die Tradition von Doktor Nelson Mandela, Erzbischof Desmond Tutu und Mahatma Gandhi. Zwischendurch improvisiert er immer wieder mit der Stimme. Stimmgewaltig und virtuos sind seine Darbietungen. Die 200 Zuhörerinnen waren nach dem Konzert außer sich, er mußte noch zwei Zugaben spielen. Kompaktscheiben hatte er leider keine dabei, aber über kontext kann mensch welche Bestellen (www.kontextwochenzeitung.de).

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