Gedenkkonzert für Charlie Mariano

Heute vor einem Jahr ist der große, stille Altsaxophonist Charlie Mariano gestorben. Dies war der Anlaß für Werner Schretzmeier wichtige Weggefährten aus dessen Laufbahn zusammenzutrommeln. Und so gab ein Quintett mit großen Individualisten ein umjubeltes Konzert vor 200 Jazzfreunden im Theaterhaus. Im Hintergrund wurden die Titel seiner unzähligen Schallplatten eingeblendet, während die Fünf auf der Bühne ihr Können zelebrierten. Mit von der Partie: am Klavier Jasper van t’Hof aus den Niederlanden, der belgische Gitarrist Philip Catherine, der badische Bassist Dieter Ilg, Bobby Stern am Tenorsaxophon aus den Staaten und der Engländer John Marshall am Schlagzeug. Sie spielten ausschließlich Kompositionen von Mariano, der mit zahlreichen bedeutenden Musikern zusammengespielt hatte: Charlie Parker, McCoy Tyner, Anthony Braxton, Rabih Abou-Khalil, Herbert Grönemeyer, Konstantin Wecker nur als ein paar Beispiele. Mariano war eng mit dem Theaterhaus verbunden, wo er über zwei Dutzend Male in unterschiedlichsten Formationen aufspielte. Er war auch ein wichtiger Individualist im United Jazz + Rock Ensemble während dessen gesamter Lebensdauer.

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Spielzettel 11.06.10

Eröffnungsklingeln mit Monticello vom Monty Alexander (p) Trio

J.J.Johnson (tb) – Going Going Gone

Terje Rypdal (g) – Coyote

Slow Poke – Dear Ear

Randy Weston (p) – African Village Bedford Stuyvesant

George Benson (g) – Breezin‘

Duke Ellington (p) Orchestra – Festival Junction; Jeeps Blues; Diminuendo And Crescendo In Blue

Charlie Mariano (as) Group – Plum Island

Kenny Garrett (as) – Intro To Africa

Kompaktscheibe der Woche: Duke Ellington Orchestra Live At Newport (1956)

Kommentar 11.06.10

Indianer

Wo sind nur all die Indianer hin, wo sind sie geblieben? fragte vor einiger Zeit eine äußerst erfolgreiche Popgruppe aus Bietigheim. Die Antwort ist leicht: sie wurden von europäischen Eindringlingen abgeschlachtet, vertrieben und durch eingeschleppte Krankheiten dezimiert. Dem Rest blieb der Alkohol, den sie nicht vertragen und eine Existenz weit weg vom angestammten Land und den Traditionen ihrer Ahnen. Schon die Bezeichnung der störenden Menschen in den Kinowestern ist bescheuert: Christobal Colon hatte gedacht, er hätte Inder vor sich, als er an der Insel Hispaniola landete. Deshalb heißt diese Menschengruppe, die vor ewiger Zeit aus Asien über die Beringstraße einwanderte, gleich wie die Menschen des südlich vom Himalaya gelegenen Subkontinent. Eben Indio im Spanischen oder Indian im Englischen. Man kann dies umgehen und diese Menschen als Ureinwohner, erste Nationen oder Indigenas bezeichnen. Sie lebten im Einklang mit der Natur lange bevor es Greenpeace und die grüne Partei gab. So praktizierten sie das völlige Gegenteil dessen, was der Kapitalismus an Elend hervorbrachte.

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Südafrika

In dem Land der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es eine braunhäutige Fernsehregisseurin, die Fußballübertragungen leitet und 80 Menschen unter sich hat. Sie ist wohl weltweit die einzige Frau in dieser Position in einem von Männern dominierten Arbeitsbereich. Nach dem Ende der Apartheid hat sie schnell im staatlichen südafrikanischen Fernsehen Karriere gemacht. Nun arbeitet sie für einen Sportsender und hat wohl schon bei über 100 Fußballspielen Regie geführt. Leider ist sie beim heute beginnenden Fußballspektakel nur Zuschauerin: die Übertragungsrechte hat sich eine schweizerische Firma angeeignet, aus dem Land des Weltfußballverbands-Generalsekretärs Joseph Blatter. Die 40jährige stammt aus dem Armutsgebiet Bophutatswana. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern und lebt in Johannesburg in einem Reichenviertel. Sie verdient das siebenfache eines Durchschnittsgehalts. Obwohl sie sich als Jugendliche nichts aus Fußball machte und lieber Ärztin werden wollte, ist sie durch ihre Intelligenz und Fleiß in diese Position gekommen. Ihre 15jährige Tochter geht an eine Privatschule, die sie ein Zehntel ihres Lohns kostet. Diese will Rechtsanwältin für Medien und Wirtschaft werden.

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Indien

In der Nähe von der wirtschaftlichen Hauptstadt Mumbai mit 16 Millionen Einwohnern wird auf dem Land eine Stadt aus dem Boden gestampft. Der Leiter dieser Stadt ist ein Engländer, er ist ein Wirtschaftsmensch. Die Kapazität soll auf am Ende 300.000 Einwohner ausgebaut werden. Die Wohnungen liegen alle an einem See und haben eine europäische Architektur. Nur die Mittelschicht kann sich diese für indische Verhältnisse teuren Unterkünfte leisten. Die ortsansässigen Bauern sind wütend, schließlich wurden sie von dem Platz vertrieben, an dem sie schon seit Generationen leben. Die Bauarbeiter wohnen in Zimmern zu vier Leuten, schlechter haben es die Sicherheitsleute erwischt, sie müssen in einem Massenquartier schlafen, wo es viel zu heiß ist. Ein Straßenfeger freut sich: er hat eine Uniform und muß nicht mehr im Elendsviertel leben. Indien plant mehrere hundert Städte nach diesem Charakter, da die alten Städte durch die enormen Einwohnerzahlen aus allen Nähten platzen, verbunden mit erheblichen Problemen der Infrastruktur, der Umwelt und damit der eingeschränkten Lebensqualität.

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