Tagebuch Zehn

Freitag, 10. Juli  Der Info-Stand des Freien Radio auf dem Marktplatz zum Sommerfestival der Kulturen hat wieder mächtig Spaß gemacht. Gespräche mit alten Bekannten und neuen Gesichtern, auch der Austausch mit den anderen Sendungsmachenden war spannend. Das Wetter war gut, bis auf den Regenguß am Freitag abend, der aber nach dem dritten Stück der ersten Band aufhörte. Alle Gruppen waren mit einer glücklichen Hand des Organisators Rolf Graser ausgewählt. Ich kann Rolf zum Abschluß nur zustimmen, dies war das bisher beste Festival dieser Art in Stuttgart. Hoffentlich fällt es nächstes Jahr wie bereits 2006 nicht wieder der Fußball-WM zum Opfer. Der Höhepunkt war klar das Konzert von Hugh Masekela (lese dazu meine Extra-Kritik).

Letzten Samstag die Sendung mit Vahid Matejko. Seine neue Kompaktscheibe ‚Light of Unity‘ ist echt gigantisch. Vorher wollten wir in die Sauna, hat nicht geklappt, dafür waren wir zum Essen im Waldheim Gaisburg. Für meine volxmusik war Vahid extra aus Köln angereist. Die Resonanz zur Sendung war bisher sehr positiv. Dickes Lob von Radio-Vorstand Ines‘ Mutter und von Egmont. Sein Album kannst du im Laden im ganzen Bundesgebiet erwerben oder unter www.vahidmatejko.eu. Gerne schicke ich dir auch einen Sendungsmitschnitt zu. Dies gilt auch für ältere Sendungen von mir.

Sonntag dann die Baby-Party von meinem Tänzerkollegen Armando Braswell (Brooklyn), dessen Frau Lisa ist schwanger. Gutes Essen und Trinken, schön viel Platz im anliegenden Garten der Firma im Stuttgarter Westen, wo Braswells wohnen. Und die Gäste durchweg gut gelaunt und nett und offen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Selbst Theaterhaus-Intendant und mein Chef Werner Schretzmeier kam vorbei.

Montag und Dienstag danach Seminar in der Evangelischen Akademie Bad Boll zum Thema CSR.  Gesponsert von der Hans-Böckler-Stiftung (gewerkschaftsnah) wurde das Thema durchleuchtet, die Veranstaltung war allerdings auch schlecht besucht. CSR steht für Corporate Social Responsability und meint nachhaltiges Wirtschaften in der Industrie. Studienleiter Jobst Kraus hat zum Thema kompetente Leute engagiert: CSR-Beauftragte von Daimler und Kärcher, Unternehmensberater, Pfarrer Reinhard Hauff, einen Betriebsratsvertreter, einen Brot für die Welt-Mitarbeiter, eine Umweltbeauftragte aus Pleidelsheim. Das Ganze war sehr kopflastig, was ja in Boll normal ist, besonders jedoch dabei wie immer die Pausengespräche und das Essen, aber auch der jazzige Abend im Café Heuss (Reinhard am Klavier mit einem Bassisten). Und die Unterkunft und alles drum rum wunderbar. Das war wohl mein 15. Seminar dort. Ich komme immer wieder gerne hierher und genieße den Aufenthalt. Auch wenn an der Akademie einiges im Argen ist. Mehr dazu in meiner Sendung mit dem Boller Personalrat Volker Stücklen am 02.01.10 im FRS.

Nun habe ich die Anzeigen-Akquise für den Modulator, dem Programmheft des Freien Radios für Stuttgart, übernommen. Wenn du jemanden kennst, der hier werben kann und will, sprech ihn bitte an und teile mir dies mit. Ich freue mich über jeden Hinweis in dieser Sache.

Inti-Illimani Histórico Theaterhaus

Am 9. Juli 2009 gaben vier legendäre chilenische Musikexilanten zusammen mit einem jungen Klaviertrio ein ergreifendes Konzert vor über 300 begeisterten Zuhörern im Theaterhaus. 1967 gegründet entwickelte sich Inti-Illimani zu der führenden Politneofolk-Gruppe aus Chile. Verfolgt und teilweise umgebracht fristeten die Musiker von 1973 bis 1989 ihr Dasein im italienischen Exil. Beindruckende Solo- und Chorgesänge umrahmten die virtuos gespielten Instrumente. Gitarren, Flöten, Rasseln, Klavier, Akkordeon, Panflöten, Perkussion und Kontrabaß wurden perfekt beherrscht. Die Stücke stammen aus Peru, Venezuela, Bolivien, Brasilien und auch ein Titel von Paolo Conte, dem italienischen Juristen, wurden von dem Klaviertrio gespielt. Es gab mehrere Zugaben und das Publikum war nicht zu halten, tobte und gab stehenden Beifall. Ein rundum gelungenes Konzert voller Kontraste und jede Menge politischem Widerstand.

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Hugh Masekela Marktplatz Stuttgart

Am 5. Juli 2009 abends gab der südafrikanische braunhäutige Trompeter Hugh Masekela zum Abschluß des äußerst gelungenen Sommerfestival der Kulturen in Stuttgart ein begeisterndes Konzert. Eingeladen war er von ‚Brot für die Welt‘, die damit ihr 50jähriges Bestehen begingen und bald von Stuttgart nach Berlin umziehen. Masekela war mit seiner Landsfrau und Sängerin Miriam Makeba verheiratet und hatte eine Zeit lang mit dem Saxophonisten Manu Dibango, der Vaterfigur des Afro-Jazz aus Kamerun, in New York zusammen gewohnt. Mit ‚Don’t go lose it Baby‘ und ‚Grazing in the Grass‘ hatte der humorvolle Musiker Welterfolge. Nun wurde er leider von seiner Plattenfirma so geschröpft, daß der mittlerweile ältere Herr praktisch mittellos ist. Das umjubelte kostenlose Konzert hat ganz schön reingehauen. Einmalig die verzierten Trompetenschnörkel, schnell und auf den Punkt gespielt. Dann glänzte Masekela auch mit seinem Gesang und der Vielfalt der Musikstile. So ist er auch vom ghanaischen High-Life erkennbar beeinflußt. Hoffentlich kommt er bald wieder in die Region. Hier würde sich auch der dann notwendige Eintrittspreis mehr als bei vielen anderen Musikern lohnen.

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