Kairo

Nächstes Jahr sind Präsidentschaftswahlen in Ägypten und die Intellektuellen hoffen, daß die 30jährige Diktatur des mittlerweile 81jährigen Hosni Mubarak beendet wird. Als Hoffnungsträger und Gegenkandidat geht Mohammed El Baradei ins Rennen, er hatte damals als Leiter der internationalen Atomenergiebehörde IAEO im Jahre 2005 den Friedensnobelpreis bekommen. Die Lebensbedingungen in Ägypten sind sehr hart. 40 Prozent der Einwohnerinnen müssen mit einem Euro täglich auskommen. Es gibt kein Versammlungsrecht, die oppositionelle Presse ist sehr schwach und Repressionen ausgesetzt. Homosexuelle werden von aus Saudi-Arabien gesteuerten Imamen auf die gleiche Stufe wie Serienmörder gestellt. Sie müssen sich heimlich treffen und ihre sexuelle Veranlagung verschweigen. Frauen, die ohne Verschleierung auf die Straße gehen, müssen damit rechnen, deswegen verprügelt zu werden. Ein großes Problem in diesem Land ist auch die Korruption. Die 20 Millionen Einwohnerinnen machen Kairo zu der Stadt in Afrika, die die größte Umweltverschmutzung aufzuweisen hat. Nicht in Vergessenheit geraten ist auch der Vorgänger von Mubarak, Anwar el Saddat, der Frieden mit Israel geschlossen hatte und wegen seiner Visionen 1981 von Islamisten ermordet wurde.

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Bagdad

In der irakischen Hauptstadt gibt es zur Zeit lediglich ein bespielbares Theater. Eine Schauspielgruppe hat dort ein Stück nach Heiner Müller aufgeführt. Bei den Proben gab es wegen des Regens eine Überschwemmung im Zuschauerraum. 100 Besucher kamen trotz der alltäglichen Schikanen im Straßenverkehr zur Uraufführung. Einer der Schauspieler verdient seinen Lebensunterhalt als Polizist mit 100 Euro Verdienst monatlich. Er ist an einem der 1500 Kontrollpunkte in Bagdad stationiert und hat als Pazifist einen Haß auf diese Tätigkeit mit schußsicherer Weste und Maschinengewehr. Man muß allerdings feststellen, daß diese Kontrollen mehr Sicherheit in den Alltag der Bevölkerung gebracht haben. Die einzigste Spielstätte, die nicht zerbombt wurde, ist das Nationaltheater, das zur Zeit nicht bespielt wird. Es wird gerade renoviert, da es bei den Plünderungen sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Saal faßt 100 Besucher. Das Einzigste, was hier funktioniert, ist die Folklore-Tanz-Truppe, die trotz häufiger Stromabschaltungen fleisig probt, um nationale Tänze einzustudieren. Die Tänzerinnen machen dies im Geheimen, ihre Umgebung darf nichts von dieser Tätigkeit wissen, da sie sonst ausgegrenzt würden.

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