Ehemaliges Jugoslawien

Seit Dezember 2009 fährt er wieder: 19 Jahre hat es gedauert, bis der Schnellzug zwischen der serbischen Hauptstadt Belgrad und der bosnischen Hauptstadt Sarajevo seinen Betrieb wieder aufnahm. 10 Stunden braucht er für diese Strecke. Er fährt in Serbien los, über Vukovar in Kroatien und die Republika Srpska nach Bosnien-Herzegowina. An jeder Grenze muß die Lokomotive gewechselt werden, also viermal bei einer Fahrstrecke. Die älteren Einwohner trauern der Zeit des Vielvölkerstaats Jugoslawien hinterher, die Jüngeren wollen Ausbildung und Arbeit und die Gräuel des Kriegs hinter sich lassen. Kroatien wird in den nächsten Jahren Mitglied in der europäischen Union, Serbien verhandelt und Bosnien-Herzegowina bleibt noch außen vor. Erleiden die Bosnier das gleiche Schicksal wie ihre Glaubensbrüder und -schwestern in der Türkei? Die Christen wollen in Europa unter sich bleiben? Gebildete Menschen unterscheiden zwischen dem Versagen der politischen Führung und den Einwohnern, bildungsferne Menschen würden sich gleich wieder die Köpfe einschlagen, wenn sie könnten. Aber das ist wohl überall auf der Erde so, wo die Dummen regieren, leidet die Bevölkerung.

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Abendmahl bei Loretta

Das Zusammensitzen zu einem italienischen Vorspeisenteller in der Kulturgarage mit gegenseitigem Kennenlernen und einem Vortrag zu einem speziellen Thema hat Tradition bei den AnStiftern. In unregelmäßigen Abständen ist hier jeder willkommen, der im linken Spektrum unterwegs ist, man muß sich jedoch immer bei Peter Grohmann per Rechner anmelden, da die Platzzahl begrenzt ist.

Montag, 1. März 2010: Das Referat stammte diesmal von Ismene Schell. Als Schauspielerin leitet sie die Freie Bühne in Stuttgart, als Theaterpädagogin bemüht sie sich um Gelder und Aufträge für ‚Tusch‘, was für Theater und Schule steht. Es ist ein Projekt, das an Schulen professionell mit Schülern arbeitet. Sei es im Unterricht oder als Projektwochen. Geplant ist auch ein Auftritt im Zwischennetz.

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Der Solist

Was ist das besondere an einer Freundschaft zwischen einem Obdachlosen und einem Journalisten? Zwei völlig gegensätzliche Leben kommen zusammen. Nun hat Hollywood diese Geschichte, die vor seiner Haustüre stattgefunden hat, verfilmt. Jamie Foxx spielt hier die Rolle des schizophrenen Nahtaniel Ayers, der nach Abbruch seines Musikstudiums in der renommierten Julliard School (New York) in Los Angeles auf der Straße landete. Das Wunderkind am Cello war völlig seinen Halluzinationen verfallen und hatte keinerlei Behandlung, weder medikamentös noch therapeutisch. Dann läuft ihm vor einer Beethoven-Statue Steve Lopez (Robert Downey Junior) über den Weg, ein Kolumnist der Los Angeles Times. Der ist fasziniert von diesem braunhäutigen Original in Indianermontur, eine Geige mit zwei Saiten spielend. Fortan schreibt er über den traurigen Fall, bekommt ein Cello von einer in der Rente befindlichen Musikern geschenkt und besorgt seinem Schützling zum Schluß eine Wohnung. Vorher bekommt er einen Journalistenpreis für diese Berichterstattung, beide besuchen die Los Angeles Philharmoniker, Ayers bekommt Unterricht vom dortigen ersten Cellisten. Das Vorhaben, Ayers öffentlich spielen zu lassen, scheitert. Am Abend des Konzerts übermannen ihn die Ängste und er flieht von der Bühne, ehe er anfängt zu spielen. Alle Bemühungen von Lopez, die Lebensqualität seines schrägen Freundes zu verbessern, scheitern. Aber er kommt wieder mit seiner geschiedenen Frau zusammen, einer Kollegin. Lopez hat ein Buch über seine Freundschaft mit diesem gescheiterten Genie geschrieben und er und Ayers waren bei den Dreharbeiten als Experten dabei. Der Film ist sehr wahrhaftig und zeigt in radikaler Weise die zwei Welten, die hier aufeinander treffen und sich gegenseitig befruchten.

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Spielzettel 26.02.10

Eröffnung mit Monty Alexander (p) und Monticello

Barney Kessel (g) – Viva El Toro

Barney Kessel – Free As A Bird

Randy Weston (p) African Rhythms – Niger Mambo

Yusef Lateef (ts) – Russell & Elliot

Charlie Haden (b) – El Ciego

Tomasz Stanko (tp) Septet – Svantetic; Litania; Ballad For Bernt

Barbara Bürkle (voc) Quintett – Everything Allowed; O Pato

Wayne Shorter (ts) – Adam’s Apple

Kompaktscheibe der Woche: ‚Litania‘ – Musik von Krzysztof Komeda mit dem Tomasz Stanko Septet: Tomasz Stanko (tp), Bernt Rosengren (ts), Joakim Milder (ts,ss), Bobo Stenson (p), Palle Danielsson (d-b), Jon Christensen (dr), Terje Rypdal (g) – ECM aus dem Jahre 1997

Senegal

An der Atlantikküste dieses afrikanischen Staates befinden sich Mangroven. Dies sind einzigartige Biotope, die sehr empfindlich sind. Beim Zusammenströmen vom Süßwasser der Flüsse und des Salzwassers vom Meer entstanden diese stockwerkartigen Baumwurzeln. Zusammen mit den Gezeiten entwickelte sich hier eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt. Durch Straßen, die das Zusammentreffen von Süß- und Salzwasser verhindern, versteppen die Mangroven und es bleiben Wüsten mit abgestorbenen Baumstümpfen übrig. Hinzu kommt das Abholzen, um aus den Bäumen Holzkohle zum Kochen herzustellen. Ein Libanese hat dort die Organisation Ozeanicum gegründet. Diese arbeitet mit großem Erfolg der Umweltzerstörung entgegen. Es werden Samen gesammelt, um daraus Setzlinge für die Mangrovenwälder zu züchten, die dann in großen Mengen von Freiwilligen gepflanzt werden. Den Frauen werden Kleinkredite geliehen, mit denen sie sich ein besseres Leben durch Kleinhandel ermöglichen. Und die Organisatioin verpflichtet die Kreditnehmerinnen, Bäume zu pflanzen. Hinzu kommen Aufklärungsfilme, die die Menschen in den Dörfern bei öffentlichen Aufführungen zu einem Umweltbewußtsein bringen. Teile der Mangroven wurden zu Naturschutzgebieten erklärt, mit sanftem Tourismus und Verbot des Fischens. All dies und noch viel mehr macht den Leiter von Ozeanicum zu einem gefragten Gesprächspartner für die internationale Presse. Er ist so beschäftigt, daß er nicht einmal zur Klimakonferenz nach Kopenhagen reisen konnte.

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